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von http://contra.one

für systemisch, konstruktivistisch arbeitende Coaches, Berater, Therapeuten und alle Interessierten

Himmel und Hölle

Metaphern Posted on Mi, Januar 16, 2019 13:10:55

Eine alte Geschichte berichtet von einem Rabbi, der mit Gott ein Gespräch über Himmel und Hölle führte. „Ich will die die Hölle zeigen“, sagte Gott und führte den Rabbi in ein Zimmer, in dem um einen großen runden Tisch eine Gruppe hungernder, verzweifelter Menschen saß. Mitten auf dem Tisch stand eine riesige Schüssel mit Eintopf, mehr als genug für alle. Das Gericht duftete köstlich, und dem Rabbi lief das Wasser im Mund zusammen. Doch niemand aß. Jeder am Tisch hatte einen sehr langstieligen Löffel in der Hand – lang genug, um den Topf zu erreichen und sich einen Löffel von dem Eintopfgericht zu nehmen, aber zu lang, um die Speise zum Mund zu führen. Das Rabbi sah, dass die Versammelten schrecklich litten, und neigte voller Mitleid sein Haupt. “Nun zeigte ich dir den Himmel” sagte Gott, und sie betraten ein anderes Zimmer, genau wie das erste – der gleiche große runde Tisch, die gleiche riesige Schüssel mit Eintopf, die gleichen langstieligen Löffel. Doch hier waren die Anwesenden fröhlich, wohlgenährt, und ausgelassen. Zunächst begriff der Rabbi nicht und schaute den Herrn an. “Es ist einfach”, sagte Gott, “aber man braucht dazu eine gewisse Fähigkeit. Die Menschen in diesem Raum haben gelernt, einander zu füttern!

(gefunden in ‚Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie‘ von Irvin D. Yalom)



Impact Techniken

Metaphern Posted on Mo, Oktober 10, 2016 19:33:50

Impact Techniken im Coaching, Beratung und Therapie.

Prinzipien:
Multi-sensorisch, konkret statt abstrakt, an Bekanntes anknüpfen, Emotionen auslösen, Interesse wecken, Spaß, einfach halten, wiederholen ohne Zwang

Menschen können sich an 10% erinnern was sie schon einmal gehört haben, aber 70%, wenn Sie es praktisch gemacht haben.

Beispiele:

Blatt Papier Beziehung zwischen Personen (glatt sauber = ok; zerknittert, Flecken = ungünstig ) Zerknittern und emotional Doppeln; glattstreichen und entschuldigen, Was halten Sie davon?
Geheime Dinge durch Mehrfachfaltung verstecken So wie Du es versteckst ist es schwierig.., könntest Du Dir vorstellen es etwas zu öffnen? Schon immer so versteckt? Jemandem versprochen nichts zu verraten?
Knete mehrfarbig Mischen. Teile der Vergangenheit. Deine Identität. Kugel aus versch. farbiger Knete entsteht. Man sieht Dich ja noch kaum. Braucht Zeit..
Tod, Trauer, Belastungen / Schuld. Ein Teil für Wut. Ein Teil für .., ein Teil Resttrauer, die niemand nehmen kann. Dieser Teil sollte nicht verhindern, dass Sie ihr Leben genießen können.
Kassette / Videoband Band als Aufzeichnung des Lebens. Zeit Kassette einmal aufzuräumen (teil rausschneiden und wegwerfen). Eine Seite noch unbespielt. Du entscheidest. In X-Jahren könnte.. aber Deine Entscheidung. Diese Kassette hast Du Dein Leben lang gehört. Zufriedenheit 1-10? Notieren Zahl auf Kassette. Von wem stammen diese Aufnahmen? Wie kommt es das Du diese Aufnahmen als Wahrheit darauf behälst?
Filter Informationen selektieren Klares Wasser eingießen (gut), trinken. Dreck eingießen (z.B. wütende, kranke Menschen..), emotional Doppeln. Verdauungsprobleme sind klar. Muss gefiltert werden.
Geldschein Selbstwert, Selbstvertrauen, Stopp Selbst-Abwertung Nach wert Schein fragen. Zerknittern. Drauftreten. Wieder nach Wert fragen (was ist jetzt Wert?, wenn ich damit im Supermarkt bezahle).
Bindfaden Zündschnur der Geduld Kurzer Faden = leicht aufregbar, langer Docht = geduldig.
Spielkarten Karten im Spiel des Lebens (insbes. ältere Klienten haben Verknüpfungen mit Kartenspielen) Sich die guten Karten raussuchen. Unfair. Widerspruch anregen. Hole mir nur die Karte, die ich brauche um zu gewinnen. Versuche Ihnen gute Karte zu geben, aber Sie lehnen ab. Dabei weiß ich, dass Sie gute Karten im Spiel haben. Anregen gute Karte aktive zu besorgen.
Emotional von andren abhängig sein Findest Du es gut Dein Spiel von jemand anderen spielen zu lassen?
Harmoniespiel Herz = Liebe, Pik = unangenehm, Kreuz = nonverbal, Karo = verbale Kommunikation
Kunststoffbecher Behälter für Selbstbewusstsein. Gute SWG = Becher ist heil. Dann mit Löchern (nie genug Wasser, permanent das Bedürfnis von anderen nettes zu hören um eigenen Wert zu spüren. Löcher erodieren, werden grösser mit der Zeit. Wie sieht Becher in 10, 20 Jahren aus? Einmal selbst in die Form bringen. Wie sah der Becher zum Zeitpunkt x aus? Was gemacht um vom 2ten zum 3ten Becher zu kommen?
Je ein Becher für eine Person – deren Persönlichkeit, Werte, Ideen, Bedürfnisse, Identität. Vornamen darauf schreiben lassen. Gute Beziehung, Aufmerksamkeit .. Waser einschütten Schlechte Beziehung – Becher zerknüllen, dabei verletzende Aussagen machen. Später auf den Zustand der Becher beziehen. Becher anbieten mitzugeben.
Klebezettel Statement für Selbstbehauptung, 1. Vom Klienten geschrieben, 2. Warmherzige Wünsche an den Klienten als Beistand. Zettel unter Kleidung als unterstützenden Anker tragen
Tasche / Aktentasche Ansammlung im Leben Skala und Zeitraum auf Tasche schreiben (Klebezettel). Inventur machen. Tasche neu packen statt die alte weiter zu benutzen?
Gummibänder Stress oder Vertrauen in Beziehung aufzeigen Gespannt = angespannt. Spannung sichtbar machen. Zum Streit beigetragen? Also ziehen Sie weiter am Band. Verstehen Sie warum es sich bisher nicht bessern konnte? Angst heute sichtbar machen. Wenn es Dir gelänge.. wie groß ist Deine Angst dann. Zeig’ mir bitte einmal mit dem Gummiband.. Gummiband in 10 Jahren vorstellen..
Schachfiguren Kommunikation, Zug um Zug Weiß = angemessene Kommunikation, schwarz = problematische Kommunikation (z.B. schmollen). Beim Ziehen, verbalisieren als Klienten-Selbstgespräch.
Flasche mit Kohlensaure haltigen Getränk (z.B. Cola) Kontrolle 2 Flaschen. Eine wird vom Klienten heftig geschüttelt. Bitte / Überrede ihn diese zu öffnen (Übung draußen?). Noch einmal der gleiche Prozess mit der 2ten Flasche mit der Bitte dieses so zu öffnen, dass nichts herausspritzt. Analogie zur Kontrolle / Gedanken kontrollieren, so dass weniger Druck entsteht.
Behälter mit überraschenden Inhalten Konstruktiver Umgang Nur ansehen. Was ist hier drin? Dann schütteln. Überraschung. Analogie – wie der Kontakt mit Dir: was draufsteht, ist nicht das, was drin ist. Kann den Inhalt nicht erraten. Helfen kann ich nur, wenn Du den Deckel öffnest und mich teilhaben lässt an dem was innerlich los ist.
Stühle Neutraler Stuhl (z.B. zusätzlich zur eigenen Position / Stuhl, Jemand von außen, sehr rational, der die Situation beurteilen kann ohne sich einzumischen.. Ein Stuhl ist neutral. Klient wird gebeten sich darauf zu setzen und beide Optionen spürend zu vergleichen.
Leere Stühle für jede abwesende, im Gespräch genannte, Person Anwesenheit wird gespürt
Repräsentation
bestimmter Personen
Angenommen, dieser Stuhl repräsentiert .. was würdest Du ihm gerne sagen? Setze Dich auf Seinen Platz und antworte ..(Deinem Stuhl). Usw
Stühle für ein schlimmes Ereignis und heute Wann war das (Ereignis)? Stuhl beschriften. Welches Datum haben wir heute? Einen Stuhl beschriften. Auf welchem Stuhl sitzen Sie?
Etwas verheimlichen Co-Therapeuten Position. Wir werden versuchen.. (Klienten leerer Stuhl) zu helfen. Was halten Sie von..?
Zeitprogression Ein Stuhl vor und nach einem (belastendem) Ereignis. Vorher.. Eigenschaften auf Zettel schreiben und auf Stuhl legen. Nachher ebenfalls. Ggf. Zettel in einen Umschlag legen. Welche Eigenschaften von ..(Klient) können wir von dem einem auf den anderen Stuhl herübernehmen? Umschlag öffnen und Zettel nehmen. Sie gehören zu Ihnen. Viel zu lange nur auf dieses Blatt geschaut (Beschriftung Ereignis nachher) anstatt das Ganze zu sehen.
Realität und Fantasie Stuhl Realität 2+2=4, nur Fakten. Stuhl Fantasie 2+2=9, dass was Klient sich vorgestellt / ausgemalt hat.
Nachdenkende Stuhl und der mit immer den gleichen Geschichten Auf welchem Stuhl möchtest du sitzen? Auffordern den anderen Stuhl symbolisch aus dem Raum zu tragen.
Angst vor Veränderung Versuchen sich auf den neuen (Ziel) Stuhl zu setzten aber gleichzeitig den andern Stuhl festzuhalten. Altes Verhalten muss vorher losgelassen werden.
Stuhl als Streitobjekt (z.B. Sorgerecht) Wer.. am meisten verdient hat, nimmt den Stuhl. Gegenseitig aus den Händen reißen. Wie glauben Sie, fühlt sich.. (Repräsentant Stuhl) dabei?
In Bezug zu .. aufstellen Im Raum positionieren Klienten sollen sich in Bezug auf Ihre Beziehung im Raum zu einander aufstellen / positionieren
Fortschritt und Position Skalierung sichtbar machen Am Rande des Raumes.. ist der Anfangspunkt. Gegenüber dem Ziel. Wo stehst Du heute? Noch einen Schritt weiter gehen.. worin besteht dieser Schritt? Wann werden Sie diesen Schritt tun? Nehmen Sie die Körperhaltung ein, wenn Sie diesen Schritt vollzogen haben.
Ecke Depression Aufforderung mit dem Gesicht zur Ecke zu stellen. Ist es das wie Du Dich fühlst? Wie geht es Dir? Eine Idee wie Du das rauskommst?
Bedürfnis Pyramide Bedürfnisse erkennen. Karten für Maslowsche Hierarchie auslegen, fuß breiter Abstand. Erklärung. Aufforderung sich an den Platz zu stellen an dem er sich nach dieser Reihenfolge in bestimmten Lebensphasen befunden hat.
Hindernisse Hindernisse in den Weg zum Ziel stellen Erkennen worin diese bestehen und wie beseitigen oder überwinden.
Im Kreis drehen Kein Fortschritt Gemeinsame im Kreis drehen während des Sprechens. Was gefühlt? Darüber nachgedacht den Kreis zu verlassen? ..

Frei zusammengestellt nach “Danie Beaulieu, Impact-Techniken für die Psychotherapie”



Nur ein Augenblick

Metaphern Posted on Sa, Juli 23, 2016 09:36:29

Ein Weiser wurde gefragt, wie es gelingen konnte, den Augenblick voll auszukosten, um etwas davon festhalten zu können. Schließlich sei der Augenblick zu wertvoll und unwiederbringlich, als dass man ihn einfach so entschwinden lassen könne.

“Was denkst du”, fragte der Weise den Fragesteller, “wenn du versuchst, den Augenblick festzuhalten?”
“Ich denke: Jetzt!”, antwortete dieser.
“Und dann?”, fragte der Weise.
“In dem Moment, in dem ich: Jetzt! denke, ist er auch schon vorbei und ich habe nichts mehr davon. Festhalten kann ich nichts.”
“Du hast recht”, erwiderte der Weise. “In dem Moment, in dem du: Jetzt! denkst, ist das Jetzt schon vorüber. Jetzt! sagen nützt gar nichts.”
“Aber was soll ich tun?” fragte der andere. “Ganz gleich, was ich denke, es ist sofort verflogen.”
“Du täuschst dich”, sagte der Weise. “Ich will dir ein Geheimnis anvertrauen. Versuch es einmal ganz anders: Atme tief ein und tief aus. Höre auf den Schlag deines Herzens. Schau, was Jetzt! grade ist und dann sag ganz einfach und ruhig: Ja’.

In diesem ,Ja’ kostest du den gegenwärtigen Augenblick voll aus. Viele vergangene Augenblicke und viele Augenblicke, die noch kommen werden.
Das ,Ja’ verfliegt nicht wie das flüchtige ,Jetzt!’. Es bleibt bei dir. Das ,Ja’ ist stärker als die Zeit. Es hat Teil an dem, was nicht vergeht.”

Der Weise lächelte: “In jedem ,Ja’ wohnt ein Augenblick Ewigkeit. Du kannst es fühlen!”

Verfasser unbekannt



Das perfekte Herz

Metaphern Posted on Sa, Juli 23, 2016 09:30:28

Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große Menschenmenge versammelte sich, und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, was sie je gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte noch lauter mit seinem schönen Herzen.

Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: „Nun, Dein Herz ist nicht mal annähernd so schön, wie meines.“. Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an.
Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken. An einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten.
Die Leute starrten ihn an. Wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie? Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: „Du musst scherzen“, sagte er, „Dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und Deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen.“
„Ja“, sagte der alte Mann, „Deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit Dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen, und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen.
Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?“
Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde des jungen Mannes Herzen. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.

Verfasser unbekannt



Die perfekte Frau

Metaphern Posted on Sa, Juli 23, 2016 09:28:30

Ein Schüler fragte Nasrudin eines Tages, warum er nie geheiratet habe.

„Ach“ antwortete Nasrudin „ich hatte mir vorgenommen, nur dann zu heiraten, wenn ich die perfekte Frau gefunden habe. So suchte ich lange Jahre und begegnete vielen Frauen, die nett und schön und intelligent waren. Aber keine davon perfekt.“

Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: „Eines Tages sah ich sie. Ich wusste sofort, dass sie in jeder Hinsicht perfekt war. Und als ich sie dann kennen lernte, stellte sich heraus, dass sie tatsächlich in jeder Hinsicht ein makelloses Juwel war.“

„Und, warum hast du sie dann nicht geheiratet?“ fragte der Schüler.

Nasrudin seufzte tief: „Das Problem war, dass sie den perfekten Mann suchte.“

nach ‚Der Geschichtenerzähler von Joel ben Izzy‚



Elefanten verscheuchen

Metaphern Posted on Sa, Juli 23, 2016 09:25:29

Ein Mann läuft durch die Straßen und klatscht dauernd in die Hände.
Ein Bekannter trifft ihn und fragt: “Warum klatschst du in die Hände?”
“Um die Elefanten zu verscheuchen.”
“Aber hier gibt es doch gar keine Elefanten!”
“Siehst du, es wirkt!”

Paul Watzlawick



Das tote Pferd

Metaphern Posted on Sa, Juli 23, 2016 09:24:02

Eine Weisheit der Dakota-Indianer sagt:
“Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.”

Doch wir Manager versuchen oft andere Strategien, nach denen wir in dieser Situation handeln:

Wir besorgen eine stärkere Peitsche.
Wir wechseln die Reiter.
Wir sagen: “So haben wir das Pferd doch immer geritten.”
Wir gründen einen Arbeitskreis, um das Pferd zu analysieren.
Wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde
reitet.
Wir erhöhen die Qualitätsstandards für den Beritt
toter Pferde.
Wir bilden eine Task Force, um das tote Pferd wiederzubeleben.
Wir schieben eine Trainingseinheit ein, um besser reiten zu
lernen.
Wir stellen Vergleiche unterschiedlich toter Pferde an.
Wir ändern die Kriterien, die besagen, ob ein Pferd tot ist.
Wir kaufen Leute von außerhalb ein, um das tote Pferd zu
reiten.
Wir schirren mehrere tote Pferde zusammen an, damit sie schneller
werden.
Wir erklären: “Kein Pferd kann so tot sein, dass man es
nicht noch schlagen könnte.
Wir machen zusätzliche Mittel locker, um die Leistung des
Pferdes zu erhöhen.
Wir machen eine Studie, um zu sehen, ob es billigere Berater
gibt, die einem sagen könnten, ob ein Pferd wirklich tot ist.
Wir kaufen etwas zu, das tote Pferde schneller laufen lässt.
Wir erklären, dass unser Pferd “besser, schneller und
billiger” tot ist.
Wir bilden einen Qualitätszirkel, um eine Verwendung
für tote Pferde zu finden.
Wir überarbeiten die Leistungsbedingungen für Pferde.
Wir richten eine unabhängige Kostenstelle für tote
Pferde ein.

In Krisenzeiten hätte diese Weisheit folgendermaßen gelautet (nachzulesen in zahlreichen Berichten alter Dakota über ihr Leben vor der Reservationszeit):

“Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab und iss es.”



Die Kunst des Wartens

Metaphern Posted on Sa, Juli 23, 2016 09:20:39

Es war einmal ein junger Bauer, der wollte seine Liebste treffen. Er war ein ungeduldiger Geselle und viel zu früh gekommen, und er verstand sich schlecht aufs Warten. Er sah nicht den Sonnenschein, nicht den Frühling und die Pracht der Blumen. Ungeduldig warf er sich unter einen Baum und haderte mit sich und der Welt.

Da stand plötzlich ein graues Männlein vor ihm und sagte: „Ich weiß, wo dich der Schuh drückt. Nimm diesen Knopf und nähe ihn an dein Wams. Und wenn du auf etwas wartest und dir die Zeit zu langsam geht, dann brauchst du nur den Knopf nach rechts zu drehen, und du springst über die Zeit hinweg bis dahin, wo du willst.“

Der junge Bauer nahm den Zauberknopf und drehte. Und schon stand die Liebste vor ihm und lachte ihn an. Er drehte abermals: Und saß mit ihr beim Hochzeitsschmaus. Da sah er seiner jungen Frau in die Augen: Wenn wir doch schon allein wären… Wenn unser neues Haus fertig wäre… Und er drehte immer wieder. Jetzt fehlen uns noch die Kinder und drehte schnell an dem Knopf.

Dann kam ihm neues in den Sinn und konnte es nicht erwarten. Und drehte, drehte, dass das Leben an ihm vorbeisprang, und ehe er sich’s versah, war er ein alter Mann und lag auf dem Sterbebett. Und merkte, dass er schlecht gewirtschaftet hatte. Nun, da sein Leben verrauscht war, erkannte er, dass auch das Warten des Lebens wert ist. Und er wünschte sich die Zeit zurück.

Heinrich Spoerl (1887-1955), dt. Schriftsteller



Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Metaphern Posted on So, Juni 26, 2016 13:04:03

Geschichten haben die Tendenz, die ‚ja-aber‘ Struktur klassischer Beratungsgespräche zu umgehen. Auf eine Erzählung lässt sich weitaus schwerer antworten. Das Reden in Geschichten, die die reale Situation stellvertreten, bewahrt dem Gespräch Leichtigkeit und Humor.

Suggestive Geschichten wenden sich an unbewusste Lösungsinstanzen. Therapeutische Geschichten haben oft einen offenen Charakter: Angeboten wird nicht eine klar definierte Antwort, sondern eine Lösungsstrategie oder eine Suchhaltung.

Das Vorgehen des Einsatzes von therapeutischen Geschichten ist geprägt durch Milton Erickson, der in seinen späten Jahren seinen Klienten und Seminarteilnehmern vor allem Geschichten erzählt und inszeniert hat (ferner unter anderem durch die Arbeiten von Paul Watzlawick und Maria Selvini Palazzoli).

Die Methode des Erzählens von Geschichten scheint lange vergessen worden zu sein, obwohl sie sich seit Jahrtausenden über Kulturgrenzen hinweg bewährt hat. Als es noch keine Therapeuten gab, gab es Weise, die um Rat gebeten wurden (Rabbiner, Propheten, Pfarrer, Gurus, Heilkundige, Medizinmänner, Seher, Philosophen etc.).

Die Urform aller therapeutischer Geschichten ist der Traum. Das ‚Kino in unserem Kopf‘ hilft uns Eindrücke zu verarbeiten, Belastungen zu reduzieren, Ziele zu klären, mögliche Impulse zu setzen für den Weg, den wir dann schließlich wählen.

Therapeutische Geschichten sind gelenkte Träume. Der Traum ist die Sprache des Unterbewussten. Das Kognitive und Analytische sind für das Unterbewusstsein Fremdsprachen. In unserer westlich geprägten Kultur scheint eine kognitiv orientierte Sprache zu unserer Grundsprache geworden zu sein.

Träume und Geschichten sind eins. Geschichten lassen sich in Metaphern und Beispielgeschichten einteilen, wobei sich beide Gruppen in Positivmodelle, Negativmodelle und Suchmodelle untergliedern lassen.

(Eigener Extrakt aus ‚Handbuch des therapeutischen Erzählens‚, von Stefan Hammel, siehe ‚Storytelling als Methode‘)



Metapher – Besucher

Metaphern Posted on Sa, Juni 25, 2016 06:52:21

Siehe auch ‚Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Stell dir vor, letzte Woche war die Leichtigkeit zu Besuch bei mir. Sie ist leider nur kurz geblieben wie sonst auch. Aber schön war es wieder mit ihr. Gelacht haben wir. Mir war ganz leicht ums Herz. Oft kommt sie ja nicht vorbei. Vielleicht liegt es an dem anderen Besucher, meinem Dauergast. Den mag sie nicht besonders. Immer vergesse ich wie er eigentlich heißt. Das liegt daran, dass er eigentlich immer da ist und ich ihn nicht mehr so richtig wahrnehme. Er ist ein strenger Lehrer. Ich soll mich immer anstrengen sagt er. Lachen soll ich auch nicht. Dafür sind die Themen und das Leben zu ernst sagt er. Außerdem wäre es nicht professionell. Was sollen denn die anderen Leute von einem halten. So richtig mag ich ihn nicht, aber ich strenge mich für ihn an, denn nur wenn ich in seinen strengen Augen Erfolg habe, schenkt er mir manchmal ein Lächeln. Mehr nicht, natürlich nicht, das wäre ja auch nicht professionell.

In der einen oder anderen Stunde sehne ich mich nach dem nächsten Besuch der Leichtigkeit. Wenn ich darüber nachdenke, kommt sie schon verdammt selten vorbei. Aber immerhin häufiger als ihre Schwestern, Glück und Freude. Ewig her, dass die mich einmal so richtig in den Arm genommen haben. Wenn ich sie sehe, gehen sie meist am Fenster vorbei. Immerhin winken sie mir freundlich zu.

Ich sollte vielleicht einmal an meiner Gästeliste arbeiten und zusehen, dass ich die Gäste öfter einlade, die mir wirklich guttun.



Metapher – Die alte Familie

Metaphern Posted on Sa, Juni 25, 2016 05:41:38

Siehe auch ‚Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Diese Geschichte hat mir hat einmal ein Bekannter erzählt. Er war in etwa in meinem Alter. Erfolgreich und gutverdienend, entspannt und sportlich. Wie man so sagt, kann er sich etwas leisten. Aber immer, wenn er dies auch tat – sich etwas zu leisten, sei es ein teures Skiwochenende oder ein neues Auto, ging es ihm hinterher schlecht. Manchmal plagten ihn auch vorher oder währenddessen Gewissensbisse. Etwas fühlte sich einfach falsch für ihn an. Er erzählte, dies komme aus seiner Kindheit. Seine Eltern, eine einfache Arbeiterfamilie, haben ihm immer eingeprägt, sie, die Familie seien eben nur einfache Arbeiter und müssten möglichst unauffällig bleiben und ein einfaches, nicht anspruchsvolles Leben führen.

So trägt mein Bekannter seine alte Familie und deren Glaubenswerte mit sich herum und fühlt sich schlecht, wenn er gegen deren Regeln handelt. Sie begleiten ihn noch heute bei allem was er tut.



Metapher – Ecken

Metaphern Posted on Sa, Juni 25, 2016 05:39:57

Siehe auch ‚Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Es war einmal ein hölzerner Bauklotz, der darüber nachdachte wie er sich in Zukunft entwickeln wollte. Seine Intuition riet ihm zu mindestens einigen Ecken. Das fühlte sich einfach richtiger an. Wenn er aber an die kommende Prüfung dachte, bei der er durch die kreisrunde Öffnung passen muss, sah er einige Probleme. Grinsend entschied sich der Bauklotz, er könne auf Ober- und Unterseite durchaus Ecken haben. Vielleicht ein Doppelkegel?



Metapher – Hürden

Metaphern Posted on Sa, Juni 25, 2016 05:38:59

Siehe auch ‚Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Ein Hochspringer will die nächste Höhe nehmen. Wenn er gewinnt, kann er besser für seine Familie sorgen. Für sie muss er stark sein. Sie soll es besser haben als er es hatte.

Er nimmt Anlauf, fühlt sich auf einmal schwach, unsicher.
Eine Stimme in ihm sagt “Das schaffst Du nicht.”.
Er denkt an die Momente, in denen er die Latte gerissen hat.
Er denkt an die Momente, in denen er ins Stolpern gekommen ist.

Er läuft weiter. Stemmt sich hoch. Die Latte wird entscheiden ob er gut genug war.

Er denkt an seine Familie.



Metapher – Das perfekte Rezept

Metaphern Posted on Sa, Juni 25, 2016 05:36:41

Siehe auch ‚Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Es war einmal ein Koch der perfekten Rezepte entwickeln wollte.

Er arbeite Tag und Nacht an immer weiteren Verbesserungen.
Er hatte keine anderen Hobbies. Er trennte sich auch von seiner Partnerin, weil ihre beiden Bedürfnisse einfach zu verschieden waren.

Die Herausforderung das nächste perfekte Rezept zu entwickeln trieb ihn an. Immer weiter. Was Andere mit seinen Rezepten letztlich machten war ihm egal. Er kochte den ganzen Tag für sich.

Bis er es gekocht hatte, das perfekte Rezept. Er probierte, war mit sich zufrieden, warf das perfekte Essen in den Mülleimer und begab sich an das nächste Rezept.