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für systemisch, konstruktivistisch arbeitende Coaches, Berater, Therapeuten und alle Interessierten

Systemische Interventionen

Konstruktivistisch, Systemisch Posted on Sa, September 10, 2016 19:07:17

Die Situation: Im Laufe der gemeinsamen Geschichte wurde eine Wirklichkeit erzeugt, die leidvoll erlebt wird. Der kommunikative Austausch der Beteiligten ist in starren Mustern verwoben. Die einmal gefundene Ordnung wird aufrechterhalten. Die Welt ist nicht schön, aber vorhersagbar. Jedes Ereignis, dass ins Bild passt, wird als typisch angesehen, Abweichungen ignoriert oder als Ausnahme angesehen.

In der systemischen Sicht, ist ein Problem ein Geschehen (nicht ein Wesensmerkmal) an denen einige oder viele miteinander interagierenden Menschen beteiligt sind. Im Kontext des Problems wird nach einem Verständnis gesucht. Wer ist Mitglied dieses Kontextes? Wer beschreibt das Problem und die verbundenen Interaktionen wie?

Wirklichkeit ist das Ergebnis einer sozialen Konstruktion, der Geschichten, die von den verschiedenen Menschen erzählt wird und deren Bedeutungen, die ihnen gegeben wird. Menschliches Leben findet in einer Welt von gemeinsam geteilten und mit-geteilten Bedeutungen statt. Im Gespräch, in den Geschichten, halten wir unsere Wirklichkeit stabil und bestätigen uns wechselseitig unsere Identitäten. Menschen bilden nicht nur ein Bild von sich selbst, sondern auch Erwartungen darüber aus, welche Erwartungen von anderen an sie gestellt werden (Erwartungs-Erwartungen). Sie kommunizieren und handeln auf Basis ihrer eigenen Erwartungs-Erwartungen.

Der systemische Coach / Berater / Therapeut unterstützt den Klienten beim Einnehmen einer selbstreferenten Position, in der er als eigener Beobachter über mehr Wahlmöglichkeiten verfügt oder sich seines Anteils am Kommunikationsmuster bewusst wird.

Es werden Randbedingungen für Musterveränderungen geschaffen, da sich soziale Systeme nicht im herkömmlichen Sinne steuern lassen. Dabei wird vordringlich nach neuen Bildern, Ideen, Perspektiven und bereits vorhandenen Ressourcen gesucht, die allen Beteiligten wertschätzend beschreiben und eine Kooperationsbeziehung ermöglichen.

(frei nach ‚Systemische Interventionen‚, Arist von Schlippe, Jochen Schweitzer)

Lesen Sie weiter.. Auch Fortschritt ist ein sozial konstruiert Phänomen..



Familie

Sprüche Posted on Sa, September 10, 2016 19:06:11

Die Mitglieder einer Familie reagieren.. nicht auf die Gefühle und Gedanken des jeweils anderen, sondern darauf, was sie denken und fühlen, dass der andere denkt und fühlt.
(Simon / Rech-Simon, 1999)



geschickte Geschichtenerzähler

Sprüche Posted on Sa, September 10, 2016 19:05:11

Menschen sind unverbesserliche und geschickte Geschichtenerzähler – und sie haben die Angewohnheit, zu den Geschichten zu werden, die sie erzählen. Durch die Wiederholungen festigen sich die Geschichten zu Wirklichkeiten, und manchmal halten sie die Geschichtenerzähler innerhalb der Grenzen gefangen, die sie selbst erzeugen halfen.
(Efran et. al., 1992)



Geschichten erzählen

Sprüche Posted on Sa, September 10, 2016 19:04:17

Ich glaube, wer Geschichten erzählt, muss immer jemanden haben, dem er sie erzählt, nur dann kann er sie sich auch selbst erzählen.
(Eco, 2001)



Wirkfaktoren

Sonstiges Posted on Sa, August 27, 2016 11:08:43

Was wirkt im Coaching? Wirkfaktoren (common factors) in der Psychotherapie sind nach Michael J. Lambert (Handbook of Psychotherapy and Behavior Change, 2013) die ‚großen Vier‘:

– 40% extratherapeutische Faktoren wie Ich-Stärke und andere Faktoren im Umfeld des Klienten

– 30% allgemeine Faktoren die unabhängig von der therapeutischen Richtung sind, wie Empathie, Wärme, Akzeptanz, Ermutigung etc.

– 15% Behandlungserwartungen resultierend aus dem Wissen behandelt zu werden und der Glaubwürdigkeit der Behandlung

– 15% methodisch-spezifische Faktoren

Angenommen, dies wäre auf das Coaching übertragbar, so entziehen sich 55% dem Einfluss des Coaches. Von den restlichen 45%, machen 30% der persönliche Umgang des Coaches mit dem Klienten aus und nur 15% sind methodenspezifisch bedingt.



Vierundzwanzig neue Stunden

Sprüche Posted on Sa, August 27, 2016 11:04:09

Ich wache auf und lächle. Vierundzwanzig neue Stunden liegen vor mir. Ich will jeden Augenblick des Tages vollkommen bewusst leben und allen Menschen mit Liebe und Mitgefühl begegnen.
(Thich Nhat Hanh, 2004)



Hammer und Nagel

Sprüche Posted on Sa, August 27, 2016 11:02:26

Wenn ein Hammer das einzige Werkzeug ist, was man hat, sieht alles wie ein Nagel aus.

(Abraham Maslow)



Leid ist normal

Konstruktivistisch Posted on So, August 14, 2016 11:18:48

In dem Buch ‚Wirkfaktoren der Achtsamkeit‘ (Harrer, Weiss) wird unter anderem die Achtsamkeit im Kontext der buddhistischen Psychologie und Lehre betrachtet. Eine der ‚vier edlen Wahrheiten‚ in der Lehre Buddhas ist “Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll” oder in anderen Worten menschliches Leid ist normal, es gibt kein Entrinnen vom Leid.

Was heißt das für uns? Zunächst einmal ist dies eine völlig andere Prämisse als die in der westlichen Welt vorherrschende Sicht, dass Leid, Probleme, als Störungen und Ausnahme sieht, die es zu beseitigen gilt. Wir unterstellen, nicht zu leiden, keine Probleme zu haben sei der Normalzustand. Allein dieses Postulat baut einen Druck auf. Es schwingt eine andere Annahme mit, dass wir erst (wieder) richtig glücklich sein können, wenn die Probleme beseitigt sind und wir im ‚Normalzustand‘ sind. Unglücklicherweise, wissen wir aus unserer eigenen Lebenserfahrung, dass längere Phasen des ‚gar keine Probleme haben‚ bestenfalls ausgesprochen selten sind, womit die Gefahr besteht, das wir unser glücklich sein, immer weiter, nach der Beseitigung des nächsten bis hin zur Beseitigung des aller letzten Problems aufschieben und uns damit versagen, die glücklichen Momente im Jetzt wahrzunehmen und zu genießen. Überhaupt besteht in der westlichen Denkweise ein gewisser Anspruch auf Glück, der vielleicht aus einem Anspruch auf Freiheit, auf die eigene Verwirklichung, heraus entstanden ist. Das ist in der buddhistischen Sicht anders.

Was machen beide Sichtweisen im Vergleich? Ich hatte bereits ausgeführt, dass die westliche Sicht einen gewissen Druck auf den Menschen ausübt. Die buddhistische Sicht hingegen, scheint eine Haltung der Akzeptanz zu fördern. Wenn Leid im Leben unvermeidlich ist, dann ist das so, dann ist auch mein jetziges Leid ein Stück weit normal. Wenn ich nicht leide, ist das die positive Ausnahme, die ich als Geschenk begrüßen und genießen darf. Von einem lösungsorientierten Standpunkt aus, erscheint mir die Sichtweise ‚Leid ist normal‘‚ deutlich hilfreicher zu sein.



Haltung

Konstruktivistisch Posted on Sa, August 13, 2016 16:57:50

Weil aus einer Haltung ein VerHalten entsteht: unsere Welt entsteht immer zwei Mal – zuerst im Inneren und erst dannach im Außen.

(aus Lösungen mit dem Systembrett, Georg Breiner, Wolfgang Polt)



Schuldkultur

Kommunikation Posted on Sa, August 13, 2016 16:02:55

In Unternehmen heißt es häufig, man müsse die “Schuldkultur” loswerden (no blame), doch es bleibt bei Lippenbekenntnissen. Beschuldigungen sind im Geschäftsleben weitverbreitet und gehen auf eine Philosophie des Befehlens zurück. Bei Schuld geht es um Geschichte, um Angst und um Vergangenes. Wir müssen unseren Fokus auf Streben, Hoffnung und die Zukunft richten.

Die Angst vor Schuld behindert nicht allein die Neigung, auch nur das kleinste Risiko einzugehen, sondern hemmt auch kurzfristige Anerkennung, Identifikation und die Erkenntnis, dass das System ineffizient ist. Ohne zutreffendes Feedback können Mängel nicht angemessen korrigiert werden. Ein fundamentaler Wandel einer Kultur kann nur dann einsetzen, wenn Schuld keinen Platz in diesem Prozess hat. Doch den meisten Unternehmen und Individuen fällt es sehr schwer, ohne Schuldgefühle zu agieren.

(aus Coaching for Performance, John Whitmore)



Selbstwertgefühl

Sprüche Posted on Sa, August 13, 2016 16:01:19

Selbstwertgefühl ist die Lebenskraft der Persönlichkeit.
(aus Coaching for Performance, John Whitmore)



Ziele

Sprüche Posted on Sa, August 13, 2016 15:59:52

Ich erbringe bessere Leistungen, wenn ich etwas will, nicht wenn ich etwas muss.
Ich will es für mich, für Dich muss ich es tun.
Eigenmotivation ist eine Frage der Wahlmöglichkeiten.

(aus Coaching for Performance, John Whitmore)



Systemisch leiten

Systemisch Posted on Mi, Juli 20, 2016 18:59:43

Zusammenfassung des Kapitels ‚Systemisch leiten‘ aus dem Buch ‚einfach systemisch!‘ von Christina Renoldner, Eva Scala, Reinhold Rabenstein.

Sie können nicht einseitig bestimmen, wie erfolgreich geleitet wird. Leiten sehen wir als ein Zusammenspiel aller Beteiligten, eine Ko-Kreation, eine gemeinsame soziale Erfindung. Es handelt sich um einen Kommunikationsprozess von gemeinsamen subjektiven Deutungen darüber, welches Verhalten in welchen Situationen zulässig ist, d.h. welche Regeln in welchem Kontext gelten.

Menschen neigen dazu, Ereignissen, für die sie ein Wort gefunden haben, wie ein Ding zu sehen: “die Leitung”, “der Konflikt”, die Gruppe”. Diese Verdinglichung vereinfacht zwar den Informationsaustausch, weil jeder zu verstehen glaubt, aber sie täuscht auch. Eine Gruppe IST nicht, eine Gruppe geschieht. Sie wird durch vielerlei Interaktionen erschaffen und aufrechterhalten.

Eine Gruppe bekommt ihr Gesicht, ihre Eigenart durch die Beschreibungen, Erklärungen und Bewertungen der Gruppenmitglieder und der Außenstehenden. Eine Gruppe ist eine Selbst-Erfindung ihrer Mitglieder. Es geht nicht darum, wie die Gruppe tatsächlich ist, sondern wie die verschiedenen Zuschreibungen wirken. Man kann sie förderlich oder hinderlich erleben.

Bedürfnisse zeigen sich in Wünschen, Ansprüchen, Forderungen und Werten. Diese Bedürfnisse werden unterschiedlich und widersprüchlich erlebt – das löst die Dynamik in der Gruppe aus. Soziale Systeme erzeugen Komplexität ganz von sich aus. Komplexität entsteht aus der Vielfalt und der Unberechenbarkeit. Unsicherheit ist demnach normal in sozialen Systemen. Die Gruppe braucht einen Leiter, auf die sie ihre positiven Erwartungen bündeln und projizieren kann. Das gibt der Gruppe vor allem in Anfangssituationen Sicherheit. Komplexität wird verringert durch Entscheidungen und Anweisungen. Entscheidungen sind bedeutsame Interventionen der Leitung. Wirksame Entscheidungen sind sowohl fachlich nützlich als auch sozial anerkannt.

Den sozialen Aushandlungsprozess gestaltet der Leiter in einer Balance von Pacing (Mitgehen: mitfühlen, nachfragen, einfühlen, bestätigen, anerkennen) und Leading (Führen: Vorschläge machen, unterbrechen, erklären, bewerten, entscheiden, vermitteln, Initiativen und Ziele setzen). Es ist Aufgabe des Leiters, Feedback einzuführen, wobei Feedback ein heikles Instrument ist, da jedermann Scheu vor Beurteilung hat.

Konflikte sind normal, sie entwickeln sich in allen sozialen Systemen. Konflikte sind immer ein Zusammenspiel, eine Ko-Kreation der beteiligten Personen. Die Kunst des Konfliktmanagement ist: die Unterschiede und Übereinstimmungen in Kommunikation zu bringen – einen Dialog anzuregen; Polaritäten zu schätzen und Hilfen für einen Neubewertung zu geben; allen Teilen gleichermaßen Gehör zu verschaffen (Allparteilichkeit zu zeigen); gegenseitige Abwertungen zu unterbrechen und in Beschreibungen umzuwandeln; Gefühle und Wahrnehmungen der Gegner zu kennen; Vorwürfe in Wünsche und Bedürfnisse umzuwandeln; weg von der Position des Verteidigen hin zu einer Position des Bedürfnisse-Verhandelns zu kommen; Würdigung der guten Absicht; eine achtsame, wertschätzende Beschreibung; die Polarität des Einen und des Anderen, des Guten und des Schlechten aufzuweichen; sicherstellen, dass alle Betroffenen sich gehört und verstanden fühlen, ihre Positionen aufweichen, ihre Bedürfnisse erkennen und mitteilen und verhandeln können. Ist die Leitung selbst betroffen, wäre es nötig, eine außenstehende Person als Konfliktmoderater einzuladen.

Die Leitungsfunktionen umfasst mehrere Rollen gleichzeitig:
Leadership – Vorangehen, einen Weg weisen
Managen – den Alltag gestalten
Coachen – zur eigenen Lösung begleiten
(eigene Anmerkung: .. und ggf. die Rolle des Experten)

Eine Gruppe zu leiten ist ein komplexes Geschehen. Es bedeutet: die Zugehörigkeit und einen guten Platz jedes Einzelnen zu beachten; die Schaffung der Gruppe durch die Interaktionen ihrer Mitglieder; Kommunikation anzuregen und zu moderieren; die Dynamik der Gruppe zu balancieren; als Leiter Teil der Gruppe zu sein und gleichzeitig eine besondere Rolle einzunehmen; die Beziehung zu Einzelnen und der ganzen Gruppe zu gestalten und den Wandel der Gruppe in verschiedenen Beziehungsphasen zu verstehen.

Es ist nützlich die Gruppenphasen als Selbstorganisationsprozess zu sehen. Aufgabe der Leitung in den verschiedenen Phasen sind:

  1. Anfangssituation: einen sicheren Rahmen zu schaffen, Kontakte und Begegnungen zu fördern, Verhaltensregeln und Normen vor zu schlagen, Abweichungen zu benennen ohne zu bestrafen oder bloß zu stellen.
  2. Kooperationsphase: attraktive Aufgaben zu finden und auf die Beteiligungsmöglichkeiten aller zu achten, das verhandeln von Aufgaben, Werten und Bedürfnissen zu unterstützen, Spielräume zu erweitern und zu delegieren.
  3. Konfrontation: direkte Kommunikation zu fördern, Parteien in Dialog zu bringen, Gegensätze als unterschiedliche Bedürfnisse zu benennen, alle Beiträge anzuerkennen, versöhnlich, wertschätzende und mitfühlenden Allparteilichkeit; Kränkungen zu unterbrechen und Grenzen zu setzen.
  4. Integration: Raum zur Selbstorganisation gebe; sich unsichtbar machen und zugleich präsent sein ohne sich einzumischen; neue Ziele und Spielregeln vereinbaren.
  5. Trennung / Abschied: einen Trennungsprozess zu gestalten statt einfach geschehen zu lassen; Fragen, die im Trennungsstress entstehen Raum geben und die Kommunikation nicht abbrechen zu lassen; Benennen, Würdigen und Verabschieden von dem .. was glückte, schön und erfolgreich war, von dem was schmerzte und verletzte und von dem was unvollendet blieb.

Das Wort “Außenseiter” ist eine Beschreibung und Bewertung einer Interaktion zwischen einer Person und der Gruppe – keine Realität über eine Person allein. Jemand kann nicht für sich Außenseiter sein. Unauffällige muss man erst einmal bemerkten und dann behutsam, aber konsequent in die Gruppe holen. “Störer” / “Abweichler” erfüllen eine Funktion im Gesamtsystem. An ihnen können wir wahrnehmen, was der Gruppe besonders wichtig ist, was als Tabu gilt, wo die Gruppe sich bedroht fühlt. In diesem Fall ist es hilfreich herauszufinden, welche Funktion die Außenseiter übernehmen. Oft kann man ein Wechselspiel zwischen Stabilität und Beseitigung beobachten. Einmal überwiegt der Zusammenhalt, dann wieder die Seite des Ausschließens. Einzelne in der Gruppe verhalten sich auf einer Weise, die die Situation eher verschärft. Vor allem Mitglieder, die eher um Anerkennung kämpfen müssen, scheinen daran interessiert zu sein, andere in der Rolle des Außenseiters zu bestärken. Wir können auch einen Lustgewinn annehmen. Auch die institutionalisierte Leitungsfunktion ist eine Außenseiterposition.



Glückliche Kindheit

Konstruktivistisch Posted on So, Juli 03, 2016 23:40:14

Zusammengestellt aus ‚Es ist nie zu spät eine glückliche Kindheit zu haben.‘, von Ben Furman

Die Bevölkerung der westlichen Welt wächst auf in einer von Psychologie geprägten Kultur, in der man glaubt, dass sich psychische Probleme hauptsächlich von der Vergangenheit, genauer gesagt von der Kindheit, herleiten lassen. Damit hat man Eltern, besonders Müttern, gedankenlos den Vorwurf gemacht, dass verschiedene Probleme, aus der Kindheit herrühren.
Nach der Statistik besteht für Kinder, die in einer ungünstigen Umgebung aufwachsen eine größere Wahrscheinlichkeit, später im Erwachsenenalter verschiedenartige Probleme zu haben. Aber die Statistik zeigt nur Risiken auf, sie behauptet nicht, das negative Erfahrungen automatisch Probleme verursachen. Wir müssen oft geradlinige Muster, wie ‚ein Kind hat schlimme Erlebnisse > mit Sicherheit Probleme in der Zukunft‘; ‚ein Erwachsener hat Probleme > garantiert eine schwere Kindheit gehabt‘ in Frage stellen. Das Buch ‚Vulnerable but invincible‘ belegte, dass 33% mit einer schweren Kindheit mit 18 Jahren sich gut entwickelt hatten, mit 32 Jahren waren es 66% und später sogar 75%. Andere Studien haben ähnliches bewiesen. Probleme gehen nicht von einer Generation auf die andere über nach dem Vererbungsgesetz von Mendel. In der Kindheit erlebtes Leid und Probleme können zwar das Risiko erhöhen, aber sie sind nicht die Ursache dafür.

Erwachsene, die in ihrer Kindheit misshandelt wurden, müssen immer wieder im Laufe ihres Lebens hören, dass sie wahrscheinlich auch ihre Kinder misshandeln werden. Die Wiederholung dieses Mythos hat sich bei manchen zu einer selbst erfüllenden Prophezeiung entwickelt. Beim Lesen entwicklungspsychologischer Literatur kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein Kind eine ideale Mutter, einen immer anwesenden Vater und mindestens eine Schwester und einen Bruder haben muss, um sich geistig zu einem gesunden Individuum zu entwickeln.

Was hat Menschen dabei geholfen, schwierige Kindheitserlebnisse zu bewältigen? Eine besonders enge Beziehung zu einem Elternteil, wenn das andere Elternteil nicht in der Lage war, dem Kind Liebe zu zeigen. Wenn es beide Eltern nicht können, hat sich das Kind andere ‚Ersatzeltern‘ aus seiner Umgebung gesucht. Brieffreunde haben unterstützt und zugehört. Hunde, Katzen und andere Lieblinge bieten unzähligen Kindern selbstlose Hilfe durch Zärtlichkeit und Verständnis. Als wichtig, kann das Beobachten der Natur und die Berührung mit ihr empfunden werden. Phantasie hilft sowohl Kindern als auch Erwachsenen mit Problemen fertig zu werden. Manche berichten durch das Schreiben (z.B. Tagebuch) gerettet worden zu sein. Bücher und natürlich auch Filme und andere Kulturprodukte können uns helfen. Humor spielt eine größere Rolle bei der Problembewältigung als wir ahnen. Durch das Sprechen mit anderen Menschen über Erlebnisse können falsche Schlussfolgerungen noch nach Jahren korrigiert werden. Das Sterben eines Elternteils oder eine eigene Krankheit stellen oft den Auslöser dar, der Bitterkeit das Rückgrat bricht.

Wie haben Menschen später im Leben die Erfahrungen gesammelt, die ihnen in der Kindheit gefehlt haben? Im Zusammensein mit Kindern können Kindheitsfreude erlebt werden und das zurückerhalten werden, was einst verloren wurde. Ein Partner kann die Geborgenheit und Wärme geben, die man als Kind nicht bekam. Auch mit anderen Menschen in der Umgebung kann man Erlebnisse nachholen.

Oft machen Menschen mit einer schwierigen Kindheit, diese für viele gute Eigenschaften verantwortlich. Wenn wir die Ereignisse unseres Lebens im Nachhinein anschauen, beeinflussen die Gedanken, die wir darüber bilden, unsere Gefühle. Es gibt sowohl negatives wie positives Wenn-Denken. Das Negative erhöht das Leid. Generell ist es nicht hilfreich, wenn die eigenen Leiden mit einem größeren Leid eines anderen verglichen werden. Jedes persönliche Leid ist einmalig und deshalb kann der Vergleich mit anderen abwertend und daher verletzend werden.

Es ist für uns normal zu denken, dass unsere Vergangenheit Einfluss darauf hat, wie unsere Zukunft sein wird, aber seltener denken wir, dass es auch andersherum sein kann. Zukunft bedeutet, dass das, was wir glauben, was die Zukunft mit sich bringen wird, bestimmt, wie unsere Vergangenheit aussieht. Es ist nie zu spät eine glückliche Kindheit zu haben.



Lösung bekannt

Sprüche Posted on So, Juli 03, 2016 22:46:18

Der Mensch kennt die Lösung seines Problems, er weiß nur noch nicht, dass er sie kennt.
(Milton H. Erickson)



Du musst / Ich muss

Sprachkritik Posted on Sa, Juli 02, 2016 16:46:08

‚Du musst‘

Was jetzt? Jetzt haben Sie gar keine Wahl mehr – Sie müssen. Und Sie müssen etwas, was Sie bisher nur unzureichend geschafft haben.

Wenn ich mir selber einen solchen Rat gebe, dann fühle ich mich immer sogleich unter Druck – zum einen weiß ich, was ich tun müsste, zum anderen weiß ich, dass ich es bisher nicht geschafft habe, und zum dritten erlebe ich dann immer und immer wieder, dass ich genau merke, dass ich meinem eigenen guten Rat nicht folge. Anders gesagt – sobald ich mich mit ‚Ich muss‘ auffordere, fällt mir auf, wann ich genau dies ‚wieder nicht‘ geschafft habe (Problemtrance). Und ein Nebeneffekt, der bei mir auftritt: Ich mache mir Vorwürfe, gebe mir die Schuld, halte mich für unfähig. Mit anderen Worten: Ich mache mich selbst klein. Und wenn ich schon klein bin, weil es mir nicht so gut geht, dann mache ich mich auf genau diese Art noch kleiner, noch hilfloser, noch unfertiger, und es geht mit einfach noch schlechter.

Und meist schaffen solche Muss-Vorschriften noch etwas – sie schaffen es oft, dass Sie mit sich selbst viel härter umspringen, sich selbst gegenüber viel unnachsichtiger werden, weil Sie doch eigentlich das andere machen müssten. Diese Gespräche, die wir mit uns selbst führen, werden dann viel fordernder und immer weniger wertschätzend uns selbst gegenüber.

Was mich an diesen gut gemeinten Ratschlägen tatsächlich an Schläge erinnert, sind genau diese vorwurfsvollen Teufelskreise, die dadurch in Gang gesetzt werden können. Sage ich ‚Ich muss‘, dann habe ich keine Wahl.

Deshalb rate ich in solchen Situationen davon ab, ‚zu müssen‘, sondern ermuntere ‚zu können‘. Warum ‚müssen‘, wenn ‚können‘ auch reichen könnte? Und vor allem – ‚Will ich?‘. Ich kann, ich kann sogar müssen, aber ich muss nicht müssen.

(Jürgen Hargens, aus ‚Bitte nicht helfen! Es ist auch so schon schwer genug‘)

Lesen Sie mehr über unsere Verwendung des Wortes ‚eigentlich‚ ..



Eigentlich

Sprachkritik Posted on Sa, Juli 02, 2016 16:27:21

‚Wie geht’s?
Danke. Eigentlich, sehr gut.‚

Was, bitte schön, heißt das? Geht’s nun gut oder nicht? Eigentlich ja, lautet die Antwort, und dass, so verstehe ich, stellt allzu oft nur eine Umschreibung für ’schlecht‘ dar.

Eigentlich ist es für mich der Versuch, mich selbst ein wenig zu behumpsen, mir selbst nicht in die Augen zu sehen, obwohl ich im Grunde weiß, dass ich es anderes sehe.

Und genau deshalb, denke ich, kann das Wörtchen ‚eigentlich‘ so einen verheerenden Einfluss ausüben – es könnte mich dazu ermuntern, mir selbst etwas vorzumachen, so zu tun, als ob, denn .. eigentlich ..

(Jürgen Hargens, aus ‚Bitte nicht helfen! Es ist auch so schon schwer genug‘)



Nicht immer

Sprüche Posted on Sa, Juli 02, 2016 16:09:37

Das Leben ist manchmal wunderbar, aber nicht immer.
Das Leben ist manchmal schrecklich, aber nicht immer.
(Jürgen Hargens)



Gesellschaft und Kommunikation

Kommunikation Posted on Do, Juni 30, 2016 21:01:24

Zusammengestellt aus “Luhmann leicht gemacht” von Margot Berghaus.

Soziale Systeme operieren in Form von Kommunikation, sind Kommunikationssysteme. Druckwerke erlauben es, an der gesellschaftlichen Kommutation teilzuhaben, ohne in einer Face-to-Face-Situation interagieren zu müssen. Ein Leser muss nicht handeln; er kann sich ganz darauf konzentrieren, das zu beobachten und zu bewerten, worüber er liest. Der Sender / Schreiber ist weit weg: die Mitteilung emanzipiert sich und der Empfänger emanzipiert sich. Darum kann Kritik ungehinderter und Ablehnung ungenierter erfolgen. Schrift schafft Fakten, die ohne schriftliche Aufzeichnung so nicht existieren würde.

So führte der Buchdruck zu einer Trennung von Handeln (in der Interaktion) und Beobachten (im Lesen) und zu einer Trennung von Interaktion und Gesellschaft. “Autoren” sind nicht länger “Autorität” kraft zentraler Befugnis von Oben oder von Amts wegen, sondern durch Akzeptanz und Wirkung in der Öffentlichkeit. Die traditionellen Kanäle politischen und religiösen Einflusses werden unterlaufen mit der Folge, dass hergebrachte Hierarchien sich abflachen. Es entstehen kritische Öffentlichkeiten, plurale Werte, Individualismus (“Das Problem ist, dass Leser, wenn sie die Bibel lesen können, auch andere Texte lesen können.”). Der Umbruch entsteht eigentlich nicht durch das Drucken, sondern durch das Lesen des Gedruckten. Nicht etwa: Gelesen wird, was gedruckt wird. Sondern: Gedruckt wird, was gelesen zu werden verspricht. Genauer: Gedruckt wird, was sich verkaufen lässt. Das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Kommunikation ist zirkulär – auch in den evolutionären Veränderungen.

Die moderne Gesellschaft überlässt ihre “Selbstbeobachtung” und “Selbstbeschreibung” weitgehend dem Massenmediensystem. Die Funktion der Massenmedien besteht darin die “Realität” für die Gesellschaft zu beobachten und zu beschreiben. Die Beobachterhaltung wird zunehmend zu einer charakteristischen Haltung der modernen Gesellschaft. Für Massenmedien gilt: Die Themen, nicht die Meinungen sind entscheidend. Die kognitive Seite ist verbindlich, die Einstellungsseite frei.
Informationen müssen immer anders, besonders, abartig sein. So kommt eine Welt zustande mit der Hauptaussage “Es gibt so viele Defizite. Alles sollte so viel besser sein!”.
Es sind nun die Medien, die der Gesellschaft zeigen, wie die Welt gelesen werden soll; was in der Welt von Bedeutung ist, nämlich das Neue und – welche Moral gilt, also wer “die Guten und wer die Bösen” sind. Öffentliche Meinung kann man auch als das soziale Gedächtnis definieren, das regelt, was im politischen Bereich behalten und was vergessen werden kann. Die Vergangenheit gewinnt an Macht.

Im System der Massenmedien spitzt sich die Zeitorientierung zu. Massenmedien sind ein Durchlauferhitzer für die Zeit. Die Temporalisierung erfasst die Medien und darüber hinaus die ganze Gesellschaft. Die Zeit gewinnt überhaupt nochmals stärker an Wert. Zeit wird zur dominierenden Sinndimension. Die Linearität, die Kausalität, die Ordnung des Denkens werden eingeübt und anerzogen. Heute scheint es uns natürlich, sich die Zeit als Bewegung oder Linie vorzustellen, die aus der Vergangenheit kommt und in die Zukunft führt. Zeit “ist” aber nicht so; sie “ist” auch nicht anders, sondern sie wird von einer Gesellschaft auf eine bestimmte Weise beobachtet, unterschieden. Die Gegenwart verliert an Bedeutung, sie schrumpft gleichsam. Sie wird reduziert auf einen bloßen Umschlagpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft; hat keinen eigenen Raum, keine Dauer, keine Stabilität mehr. Zeit und Dauer im Jetzt bedeutet: Man hat buchstäblich ‚keine Zeit’ mehr. Informationen machen nicht satt, sondern im Gegenteil immer hungriger nach neuen Informationen. Immer mehr und immer schneller wird zum Prinzip.

Wie nie zuvor zieht die Gesellschaft heute einen scharfen Schnitt zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die Vergangenheit steht für Gewissheit, die Zukunft für Ungewissheit. Das Jetzt ist kurz wie nie, der Gegenwart wird keine Dauer zugebilligt. Alles läuft auf Verunsicherung und Risiko hinaus: die Gesellschaft beschreibt sich als Risikogesellschaft. Zusätzlich verunsichert das Fehlen der einen, letzten Instanz, die man um Rat fragen könnte. Wenn nichts dem Vergessen anheimfällt, weil alles gespeichert und jederzeit wieder aufgerufen werden ist, drängt sich jeder Realität der Vergleich mit unerreichten Möglichkeiten auf – was zu Enttäuschungen und negativen Einstellungen führt.

Wohin geht es mit der Kommunikation? .. Zu mehr Kommunikation in mehr Kommunikationsweisen. Quantitativ ist eine Obergrenze nicht erreicht; es gibt keine Obergrenze. Der Informationsüberflutung folgt die Überflutung der Überflutung. Ohne Informationsgewissheit zu schaffen. Im Gegenteil, desto mehr Ungewissheit. Die alte, bewährte direkte Kommunikation gibt Orientierungshilfe für den Umgang mit der medialen Kommunikation, die evolutionär viel jünger ist.



Urteilsheuristiken

Psychologie Posted on Mi, Juni 29, 2016 07:38:57

Heuristik bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen (unvollständigen Informationen) und wenig Zeit dennoch zu wahrscheinlichen Aussagen oder praktikablen Lösungen zu kommen.

Eine Urteilsheuristik ist eine Heuristik (überschlägige Denkweise), um schnell zu einer Entscheidung zu gelangen. Aus Sicht der Kognitionspsychologie stellen Urteilsheuristiken Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung, und zwar nicht nur dann, wenn die Situation auf Grund fehlender Informationen schwer einschätzbar ist, sondern auch, wenn die Lagebeurteilung aus Zeit- oder Motivationsmangel unvollständig ist.

Urteilsheuristiken gehören zu den automatischen Denkprozessen und laufen daher unbewusst, absichtslos, unwillkürlich und mühelos ab. Diese Art zu denken wird nur unterbrochen und von kontrolliertem Denken abgelöst, wenn der Gegenstand überschwellig starke Aufmerksamkeit erregt. Kontrolliertes Denken ist das bewusste, absichtliche, freiwillige, aufwändige Denken. Außerdem werden Urteilsheuristiken eingesetzt, wenn man kontrolliert denken möchte, aber wegen Übermüdung, Störung, Ablenkung und Ähnlichem nicht dazu in der Lage ist.

Verfügbarkeitsheuristik
Sie ersetzt die schwierige Frage nach der Häufigkeit eines Ereignisses oder dem Umfang einer Kategorie durch die einfachere Frage, wie leicht es fällt, sich an passende Beispiele zu erinnern. Zwei häufige Ursachen dafür, dass Beispiele leicht verfügbar sind und so zu einem systematischen Fehler führen, sind eigene Erlebnisse sowie Berichte in den Massenmedien.

Repräsentativitätsheuristik
Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen werden danach bewertet, wie genau sie bestimmten Prototypen entsprechen. Bsp. die Basisratenvernachlässigung, d. h. die Überschätzung der bedingten Wahrscheinlichkeit von Ereignissen mit niedriger Basisrate.

Ankerheuristik
Menschen werden bei bewusst gewählten Werten von momentan vorhandenen Umgebungsinformationen beeinflusst werden, ohne dass ihnen dieser Einfluss bewusst wird. Die Umgebungsinformationen haben Einfluss selbst dann, wenn sie für die Entscheidung eigentlich irrelevant sind, orientiert sich also an einem willkürlichen “Anker”. Die Folge ist eine systematische Verzerrung in Richtung des Ankers. Anker können auf zwei Weisen wirken: Als unbewusste Suggestion aktiviert der Anker zu ihm passende Assoziationen, welche im Anschluss die Urteilsfindung beeinflussen, also über den Mechanismus des Priming (Bahnung). Oder, der Anker liefert den Ausgangspunkt oder Startwert für einen bewussten Gedankengang, der zu einem rational begründeten Urteil führen soll (adjustment).

Siehe auch „Unser Denken – ein Modell mit zwei Systemen



Kommunikation in der Systemtheorie

Kommunikation Posted on Di, Juni 28, 2016 23:35:44

Kommunikation in der soziologischen Systemtheorie nach Niklas Luhmann besteht nicht aus zwei, sondern drei Aktionen (1) Selektion der Information, (2) Selektion der Mitteilung und (3) Selektion der Annahme, des Verstehens. Jede Komponente im Kommunikationsprozess ist für sich völlig kontingent, d.h. alles ist so, aber auch anders möglich (Selektionen sind beliebig).
Kommunikation ist eine Einheit, die Mitteilen, Information und Verstehen auf mehreren Seiten einschließt. Kommunikation beginnt deshalb logisch mit dem Verstehen und nicht, wie oft angenommen wird, mit einer Mitteilung.

Information wird durch einen Beobachter konstruiert. Erst durch einen selektiven Akt der Aufmerksamkeit und Zuschreibung von Bedeutung wird etwas zur Information gemacht. Ein Beobachter trifft eine Unterscheidung; kreiert eine Differenz zwischen dem, was er als Information ansieht, und allem anderen.

Eine Mitteilung ist also immer eine Selektion: eine Entscheidung für eine bestimmte Information, gegen eine andere mögliche; für bestimmte inhaltliche Sinnvorschläge und formale Darstellungsweisen, gegen andere mögliche.

Die dritte Selektion bedeutet: verstehen, dass es sich um eine Mitteilung handelt; nicht: richtig verstehen, welchen Inhalt einem jemand mitteilt bzw. welchen Sinnvorschlag jemand macht.
Nicht die Mitteilungsabsicht eines Senders, sondern die Interpretation als Mitteilung durch einen Empfänger entscheidet darüber, ob Kommunikation vorliegt oder nicht.
Damit ist die Sender-Dominanz überwunden.

Eine erfolgreiche inhaltliche Verständigung ist keineswegs das Ziel von Kommunikation. Kommunikation ist nicht auf Konsens ausgelegt, auch nicht auf Dissens; Kommunikation ist Differenz. “Kommunikation hat keinen Zweck. Sie geschieht, oder geschieht nicht – das ist alles was man dazu sagen kann.” Erfolgreiche Kommunikation ist fortgesetzte Kommunikation; Kommunikation ist erfolgreich, wenn sie erfolgt und weiter erfolgt.



Sinn

Konstruktivistisch Posted on Di, Juni 28, 2016 23:00:47

Sinn des Lebens, der ‘Deutung des Verhältnisses, in dem der Mensch zu seiner Welt steht‘, diese Fragestellung ist dem Menschen zu eigen. Der Mensch wird von klein auf zur Nützlichkeit, zu einem sinnvollen Tun zu einem sinnvollen Leben angehalten, oftmals ohne dieses ausdrücklich als Sinn seines Lebens benannt zu bekommen. Viele Menschen betrachten den Sinnverlust als Krankheit (innere Leere) und äußern die Hoffnung, ihrem Leben einen neuen Sinn geben zu können.

Sinn in der Semantik ist der Bedeutungsgehalt beispielsweise eines sprachlichen Ausdrucks. Ein Grundbegriff, welcher der Klärung der Beziehung von Sprache, Denken und Wirklichkeit dient. Sinngebung bezeichnet die Fähigkeit des Gehirns, Wahrnehmungen nutzbringend zu filtern, zu überlegen und zu schlussfolgern.

Sinn im Sinne der klassischen fünf Sinne des Menschen: 1. Sehen, 2. Hören, 3. Riechen, 4. Schmecken, 5. Tasten, ggf. der “6. Sinn” manchmal im Sinne von “außersinnlicher Wahrnehmung”, sowie der weiteren vier Sinne der moderne Physiologie:
Temperatursinn, Schmerzempfindung, Vestibulärer Sinn (Gleichgewichtssinn),
Körperempfindung (oder Tiefensensibilität).

Dass wir unser Verhältnis zur Welt, den Bedeutungsgehalt in unserer Sprache und unsere körperliche Wahrnehmung alle mit dem gleichen Wort Sinn belegen, mag ein Zeichen für die Wichtigkeit dieses Themas sein.

Laut Niklas Luhmann ist allen psychischen und sozialen Prozessen ein ‚Sinnzwang‘ auferlegt. Sinn kann man weder vermeiden noch verneinen. Sinn steuert Selektionen z.B. in der Kommunikation. Es wird immer nur gesagt und getan, weil man es für sinnvoll erachtet. Es geht nicht anders! Das bedeutet, dass Sinn nicht in der Welt steckt, sondern von Operateuren und Beobachtern zugeschrieben wird:
Sinn wird zugewiesen, ‚konstruiert‘.



Einfühlungsvermögen

Kommunikation Posted on Mo, Juni 27, 2016 23:05:35

Unsere Kommunikation kann unser Einfühlungsvermögen blockieren..
(Marshall B. Rosenberg)

Analysen von anderen Menschen sind in Wirklichkeit Ausdruck unserer eigenen Bedürfnisse und Werte.

Leute in Schulbladen zu stecken und zu verurteilen, fördert die Anwendung von Gewalt.

Vergleiche sind eine Form von Verurteilung.

Unsere Sprache verschleiert die Wahrnehmung persönlicher Verantwortung (wir müssen, Befehl von oben, Firmenpolitik, weil der Chef.., Regeln und Vorschriften, unsere Rollen ..).

Wir können eine Sprache, der es an Wahlmöglichkeiten mangelt, ersetzen durch eine Sprache, die Wahlmöglichkeiten unterstützt.

Wir sind gefährlich, wenn wir uns der Eigenverantwortung für unser Verhalten, Denken und Fühlen nicht bewusst sind..

Denken auf der Grundlage ‚wer verdient was’ blockiert einfühlsame Kommunikation.

‚Lebensentfremdende’ Kommunikation hat tiefe philosophische und politische Wurzeln (rührt von Gesellschaften her, deren Funktionen von einer großen Anzahl schwacher, unterwürfiger Bürger abhängt). Wenn wir in Kontakt mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen sind, dann werden aus uns keine guten Befehlsempfänger mehr.



Lösung

Sprüche Posted on Mo, Juni 27, 2016 22:39:43

Der Lösung ist es egal warum ein Problem entstanden ist.
(Ludwig Wittgenstein)



Mehr als ein Wunder

Systemisch Posted on Mo, Juni 27, 2016 22:34:50

Aus “Mehr als ein Wunder”
(Steve de Shazer)

Was nicht kaputt ist, muss man auch nicht reparieren.

Wenn etwas nicht funktioniert, sollte man etwas anderes probieren.

Das, was funktioniert, sollte man häufiger tun.

Kleine Schritte können zu großen Veränderungen führen.

Die Lösung hängt nicht zwangsläufig mit dem Problem direkt zusammen.

Die Sprache der Lösungsentwicklung ist eine andere als die, die zur Problembeschreibung notwendig ist.

Kein Problem besteht ohne Unterlass: Es gibt immer Ausnahmen, die genutzt werden können.

Die Zukunft ist sowohl etwas Geschaffenes als auch etwas Verhandelbares.



Denken

Sprüche Posted on Mo, Juni 27, 2016 22:29:41

Man kann ein Problem nicht mit derselben Art zu Denken lösen, durch die es entstanden ist.
(Albert Einstein)



Wahnsinn

Sprüche Posted on Mo, Juni 27, 2016 22:27:41

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen, und gleichzeitig zu meinen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein)



Tage

Sprüche Posted on Mo, Juni 27, 2016 22:24:00

Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist Gestern, der andere Morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Lieben, Glauben und in erster Linie zum Leben ist.
(Dalai Lama)



Steine

Sprüche Posted on Mo, Juni 27, 2016 22:20:46

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
(Goethe)



Problemlösungen benötigen keine Erklärungen

Systemisch Posted on So, Juni 26, 2016 21:58:45

Extrakt aus ‚Steve de Shazer, Der Dreh. Überraschende Wendungen und Lösungen in der Kurzzeittherapie.‘:

Menschen haben oft Schwierigkeiten, den Versuch, ein Problem zu lösen, aufzugeben, weil sie (wir) ‚im Innersten‘ an dem Glauben festhalten, dass eine Erklärung sowohl möglich als auch unerlässlich ist, um ein Problem wirklich zu lösen. Lösungen zu Problemen werden oft übersehen, weil sie wie bloße Vorspiele aussehen; wir suchen letztlich nach Erklärungen, in dem Glauben, dass eine Lösung ohne Erklärung irrational ist, und erkennen nicht, dass die Lösung selbst ihre beste Erklärung ist.

In der Therapiesituation scheint das einfache, detaillierte Beschreiben einer Zukunft, in der das Problem schon gelöst ist, die Erwartung zu wecken, dass das Problem gelöst werden wird. Diese einmal geweckte Erwartung kann dem Klienten dabei helfen, sein Denken und Verhalten so zu verändern, dass sich seine Erwartung tatsächlich erfüllt. Hat sich eine Erwartung erst einmal geändert, kann sich jedes Muster ändern.

In den letzten .. Jahren haben meine Kollegen und ich die klinische Richtigkeit der Volksweisheit ‚Keine Regel ohne Ausnahme‘ in die Praxis umgesetzt. Wir definieren Ausnahmen als alles, ‚was passiert, wenn die Beschwerde nicht vorhanden ist‘. Die Suche nach Ausnahmen und ihr regelmäßiges Auffinden hat uns gelehrt, dass es beschwerdefreie Zeiten gibt. Was ein furchtbar einfacher Gedanke! Angesichts unserer früheren Arbeit und der Arbeit anderer war dies ein Schock.



Bedeutungen sind verhandlungsfähig

Systemisch Posted on So, Juni 26, 2016 21:55:51

Kommunikation ist eindeutig ein interpersonaler Prozess, der impliziert, dass .. Bedeutungen verhandlungsfähig sind. Die Bedeutungen eines Wortes oder eines bestimmten Verhaltens kann dadurch konstruiert und erfunden werden, wie dieses Wort in der sozialen Interaktion – in einem spezifischem Kontext – verwendet wird.

(aus ‚Steve de Shazer, Der Dreh. Überraschende Wendungen und Lösungen in der Kurzzeittherapie.‘)



Schwierige Fälle darf es für uns nicht geben

Systemisch Posted on So, Juni 26, 2016 21:54:20

Sobald wir von einem Fall als ’schwierig‘ denken, wirken wir in der Klienten / Coach Beziehung an der Konstruktion eines schwierigen Falls mit. Wir verhalten uns so, als ob der Fall schwierig wäre, überlegen uns z.B. schwierige Interventionen, die der Klient nicht versteht, wodurch wir uns in der Bewertung des Falles als schwierig bestätigt sehen. Eine wirksame Alternative ist einfach: wir verbieten uns in Zukunft von irgendeinem Fall als schwierig zu denken.

Steve de Shazer schreibt hierzu (Extrakt aus ‚Steve de Shazer, Der Dreh. Überraschende Wendungen und Lösungen in der Kurzzeittherapie.‘):

Mead (1973) meinte, dass das Selbstbild einer Person davon abhängt, wie diese Person glaubt, von anderen Menschen gesehen zu werden. Wenn demnach ein Therapeut einen Fall als ’schwierig‘ einschätzt, ist er im Begriff sich so gegenüber dem Klienten so zu verhalten. Der Rahmen ’schwieriger Fall‘ wird zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Auffälliges Verhalten scheint komplizierte Beschreibungen zu erfordern, d.h. als Resultat entsteht ein ’schwieriger Fall‘. Schon wie ein Therapeut sich selbst den Fall in der Anfangsphase der ersten Sitzung beschreibt, kann eine Einschränkung der Lösungsmöglichkeiten bedeuten.



Einige Regeln für das Scheitern

Systemisch Posted on So, Juni 26, 2016 21:50:38

Einige Regeln für das Scheitern..

  1. Nimm eine unzureichend definierte Beschwerde
    2. Nimm ein unzureichend definiertes Ziel
    3. Nimm ein Ziel, egal wie gut es formuliert, das beim Erreichen keinen Unterschied macht

(aus: ‚Steve de Shazer, Der Dreh. Überraschende Wendungen und Lösungen in der Kurzzeittherapie.‘)



Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Metaphern Posted on So, Juni 26, 2016 13:04:03

Geschichten haben die Tendenz, die ‚ja-aber‘ Struktur klassischer Beratungsgespräche zu umgehen. Auf eine Erzählung lässt sich weitaus schwerer antworten. Das Reden in Geschichten, die die reale Situation stellvertreten, bewahrt dem Gespräch Leichtigkeit und Humor.

Suggestive Geschichten wenden sich an unbewusste Lösungsinstanzen. Therapeutische Geschichten haben oft einen offenen Charakter: Angeboten wird nicht eine klar definierte Antwort, sondern eine Lösungsstrategie oder eine Suchhaltung.

Das Vorgehen des Einsatzes von therapeutischen Geschichten ist geprägt durch Milton Erickson, der in seinen späten Jahren seinen Klienten und Seminarteilnehmern vor allem Geschichten erzählt und inszeniert hat (ferner unter anderem durch die Arbeiten von Paul Watzlawick und Maria Selvini Palazzoli).

Die Methode des Erzählens von Geschichten scheint lange vergessen worden zu sein, obwohl sie sich seit Jahrtausenden über Kulturgrenzen hinweg bewährt hat. Als es noch keine Therapeuten gab, gab es Weise, die um Rat gebeten wurden (Rabbiner, Propheten, Pfarrer, Gurus, Heilkundige, Medizinmänner, Seher, Philosophen etc.).

Die Urform aller therapeutischer Geschichten ist der Traum. Das ‚Kino in unserem Kopf‘ hilft uns Eindrücke zu verarbeiten, Belastungen zu reduzieren, Ziele zu klären, mögliche Impulse zu setzen für den Weg, den wir dann schließlich wählen.

Therapeutische Geschichten sind gelenkte Träume. Der Traum ist die Sprache des Unterbewussten. Das Kognitive und Analytische sind für das Unterbewusstsein Fremdsprachen. In unserer westlich geprägten Kultur scheint eine kognitiv orientierte Sprache zu unserer Grundsprache geworden zu sein.

Träume und Geschichten sind eins. Geschichten lassen sich in Metaphern und Beispielgeschichten einteilen, wobei sich beide Gruppen in Positivmodelle, Negativmodelle und Suchmodelle untergliedern lassen.

(Eigener Extrakt aus ‚Handbuch des therapeutischen Erzählens‚, von Stefan Hammel, siehe ‚Storytelling als Methode‘)



Die fünf Freiheiten

Sprüche Posted on So, Juni 26, 2016 12:57:22

Die Freiheit zu sehen und zu hören was jetzt ist, anstatt was sein sollte, was war oder was sein wird

Die Freiheit zu fühlen was ich fühle, anstatt zu fühlen, was man fühlen sollte

Die Freiheit zu sagen was ich fühle und denke, anstatt was ich fühlen und denken sollte

Die Freiheit danach zu fragen was ich gerne möchte, anstatt auf Erlaubnis zu warten

Die Freiheit auf eigene Faust Risiken einzugehen, anstatt immer auf Nummer Sicher

(DIE FÜNF FREIHEITEN, Virginia Satir)



Realität

Sprüche Posted on So, Juni 26, 2016 12:56:00

Realität ist das einzige Wort das man in Anführungszeichen setzen sollte.
(unbekannt)



Worte rufen hervor

Sprüche Posted on So, Juni 26, 2016 12:53:26

Worte sind nicht Schall und Rauch.
Was sie ausrufen, rufen sie hervor.
(Stefan Hammel)



Wirklichkeit wird konstruiert

Konstruktivistisch Posted on So, Juni 26, 2016 10:07:02

So etwas wie die Wirklichkeit gibt es nicht. Wirklichkeit wird konstruiert (Position des Radikalen Konstruktivismus).

Angenommen wir nehmen nur wahr, in dem wir uns ein Bild konstruieren, d.h. wir filtern / sortieren aus, beurteilen, interpretieren, assoziieren, suchen nach Mustern, glauben fest an eine Welt in der Regelmäßigkeiten nicht zufällig auftreten, kritisieren und ignorieren, haben intuitive Gefühle und Meinungen, schenken dem Inhalt mehr Beachtung als der Information über ihre Zuverlässigkeit, können uns selbst beschwindeln, ignorieren unsere eigene Unwissenheit (da wir die beruhigende Überzeugung lieben), lassen die Innensicht im Wettstreit Innensicht und Außensicht gewinnen .. (siehe u.a. auch Beitrag ‚Unser Denken – ein Modell mit zwei Systemen‚, Daniel Kahneman). Angenommen ferner, es gäbe die EINE objektive Wirklichkeit und wir würden auf diese schauen.
Da wir durch unsere Betrachtung uns ein eigenes Bild der Wirklichkeit konstruieren, können wir nie die EINE Wirklichkeit objektiv erfassen. Ergo spielt es für uns keine Rolle ob es die EINE objektive Wirklichkeit gibt und die These es gäbe gar keine Wirklichkeit, sondern nur unsere Konstruktionen von Wirklichkeit ist gleichbedeutend.

Sollte im Übrigen jemand fragen, welche dieser Konstruktionen wahr sein sollte, ist die Antwort natürlich: Alle gleichzeitig.

Wittgenstein hat es so formuliert..

Wir machen uns ein Bild der Tatsachen. (2.1)
Das Bild ist ein Modell der Wirklichkeit. (2.12)
Das Bild stellt dar, was es darstellt, unabhängig von seiner Wahr- oder Falschheit.. (2.22)
Was das Bild darstellt ist sein Sinn. (2.221)
Das Bild ist eine Tatsache. (2.141)

Das beruhigende daran ist, da wir uns ja unsere Wirklichkeit konstruieren, können wir uns belastende Wirklichkeiten ‚umkonstruieren‘ – z.B. durch das Entdecken neuer (Wirklichkeits)Perspektiven und neuer Bedeutungen / Bewertungen mit Hilfe eines Coaches.



Metapher – Besucher

Metaphern Posted on Sa, Juni 25, 2016 06:52:21

Siehe auch ‚Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Stell dir vor, letzte Woche war die Leichtigkeit zu Besuch bei mir. Sie ist leider nur kurz geblieben wie sonst auch. Aber schön war es wieder mit ihr. Gelacht haben wir. Mir war ganz leicht ums Herz. Oft kommt sie ja nicht vorbei. Vielleicht liegt es an dem anderen Besucher, meinem Dauergast. Den mag sie nicht besonders. Immer vergesse ich wie er eigentlich heißt. Das liegt daran, dass er eigentlich immer da ist und ich ihn nicht mehr so richtig wahrnehme. Er ist ein strenger Lehrer. Ich soll mich immer anstrengen sagt er. Lachen soll ich auch nicht. Dafür sind die Themen und das Leben zu ernst sagt er. Außerdem wäre es nicht professionell. Was sollen denn die anderen Leute von einem halten. So richtig mag ich ihn nicht, aber ich strenge mich für ihn an, denn nur wenn ich in seinen strengen Augen Erfolg habe, schenkt er mir manchmal ein Lächeln. Mehr nicht, natürlich nicht, das wäre ja auch nicht professionell.

In der einen oder anderen Stunde sehne ich mich nach dem nächsten Besuch der Leichtigkeit. Wenn ich darüber nachdenke, kommt sie schon verdammt selten vorbei. Aber immerhin häufiger als ihre Schwestern, Glück und Freude. Ewig her, dass die mich einmal so richtig in den Arm genommen haben. Wenn ich sie sehe, gehen sie meist am Fenster vorbei. Immerhin winken sie mir freundlich zu.

Ich sollte vielleicht einmal an meiner Gästeliste arbeiten und zusehen, dass ich die Gäste öfter einlade, die mir wirklich guttun.



Metapher – Die alte Familie

Metaphern Posted on Sa, Juni 25, 2016 05:41:38

Siehe auch ‚Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Diese Geschichte hat mir hat einmal ein Bekannter erzählt. Er war in etwa in meinem Alter. Erfolgreich und gutverdienend, entspannt und sportlich. Wie man so sagt, kann er sich etwas leisten. Aber immer, wenn er dies auch tat – sich etwas zu leisten, sei es ein teures Skiwochenende oder ein neues Auto, ging es ihm hinterher schlecht. Manchmal plagten ihn auch vorher oder währenddessen Gewissensbisse. Etwas fühlte sich einfach falsch für ihn an. Er erzählte, dies komme aus seiner Kindheit. Seine Eltern, eine einfache Arbeiterfamilie, haben ihm immer eingeprägt, sie, die Familie seien eben nur einfache Arbeiter und müssten möglichst unauffällig bleiben und ein einfaches, nicht anspruchsvolles Leben führen.

So trägt mein Bekannter seine alte Familie und deren Glaubenswerte mit sich herum und fühlt sich schlecht, wenn er gegen deren Regeln handelt. Sie begleiten ihn noch heute bei allem was er tut.



Metapher – Ecken

Metaphern Posted on Sa, Juni 25, 2016 05:39:57

Siehe auch ‚Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Es war einmal ein hölzerner Bauklotz, der darüber nachdachte wie er sich in Zukunft entwickeln wollte. Seine Intuition riet ihm zu mindestens einigen Ecken. Das fühlte sich einfach richtiger an. Wenn er aber an die kommende Prüfung dachte, bei der er durch die kreisrunde Öffnung passen muss, sah er einige Probleme. Grinsend entschied sich der Bauklotz, er könne auf Ober- und Unterseite durchaus Ecken haben. Vielleicht ein Doppelkegel?



Metapher – Hürden

Metaphern Posted on Sa, Juni 25, 2016 05:38:59

Siehe auch ‚Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Ein Hochspringer will die nächste Höhe nehmen. Wenn er gewinnt, kann er besser für seine Familie sorgen. Für sie muss er stark sein. Sie soll es besser haben als er es hatte.

Er nimmt Anlauf, fühlt sich auf einmal schwach, unsicher.
Eine Stimme in ihm sagt “Das schaffst Du nicht.”.
Er denkt an die Momente, in denen er die Latte gerissen hat.
Er denkt an die Momente, in denen er ins Stolpern gekommen ist.

Er läuft weiter. Stemmt sich hoch. Die Latte wird entscheiden ob er gut genug war.

Er denkt an seine Familie.



Metapher – Das perfekte Rezept

Metaphern Posted on Sa, Juni 25, 2016 05:36:41

Siehe auch ‚Metaphern und Geschichten im therapeutischen Erzählen

Es war einmal ein Koch der perfekten Rezepte entwickeln wollte.

Er arbeite Tag und Nacht an immer weiteren Verbesserungen.
Er hatte keine anderen Hobbies. Er trennte sich auch von seiner Partnerin, weil ihre beiden Bedürfnisse einfach zu verschieden waren.

Die Herausforderung das nächste perfekte Rezept zu entwickeln trieb ihn an. Immer weiter. Was Andere mit seinen Rezepten letztlich machten war ihm egal. Er kochte den ganzen Tag für sich.

Bis er es gekocht hatte, das perfekte Rezept. Er probierte, war mit sich zufrieden, warf das perfekte Essen in den Mülleimer und begab sich an das nächste Rezept.



Wie wir uns Denkbilder anfertigen

Philosophie Posted on Sa, Juni 25, 2016 00:10:48

DENK-BILD-VER-TIK
..oder wie wir uns Denkbilder anfertigen. Eine eigene vierteilige Kollage aus Tractatus logicophilosophicus von Ludwig Wittgenstein. Ein Philosoph, der im Vorwort besagten Buches erklärte, er wolle mit diesem Werk dem Ausdruck der Gedanken eine Grenze ziehen.

DENKgrenzen
Sachlagen kann man nur beschreiben, nicht benennen. (3.144) “Ein Sachverhalt ist denkbar” heißt, wir können uns ein Bild von ihm machen. (3.001) Der Gedanke enthält die Möglichkeit der Sachlage, die er denkt. Was denkbar ist, ist auch möglich. (3.02) Was sich beschreiben lässt, das kann auch geschehen.. (6.362) Wir können nichts Unlogisches denken, weil wir sonst unlogisch denken müssten. (3.03) Der Gedanke ist der sinnvolle Satz. (4) Die Gesamtheit der Sätze ist die Sprache. (4.001) Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt. (5.6) Zu einer Antwort, die man nicht aussprechen kann, kann man auch die Frage nicht aussprechen. (6.5) Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die Welt des Unglücklichen. (6.43) Die Welt und das Leben sind Eins. (5.621)

Tatsachen-BILDung
Wir machen uns ein Bild der Tatsachen. (2.1) Das Bild ist ein Modell der Wirklichkeit. (2.12) Das Bild stellt dar, was es darstellt, unabhängig von seiner Wahr- oder Falschheit.. (2.22) Was das Bild darstellt ist sein Sinn. (2.221) Das Bild ist eine Tatsache. (2.141) Die Tatsachen gehören alle nur zur Aufgabe, nicht zur Lösung. (6.4321)

VERtreter
Der Name vertritt im Satz den Gegenstand. (3.22) Die Gegenstände kann ich nur nennen. Zeichen vertreten sie. Ich kann nur von ihnen sprechen, sie aussprechen kann ich nicht. Ein Satz kann nur sagen wie ein Ding ist, nicht was es ist. (3.221) In der Umgangssprache kommt es ungemein häufig vor, dass dasselbe Wort auf verschiedene Art und Weise bezeichnet .. (3.323) So entstehen leicht die fundamentalsten Verwechselungen.. (3.324) Nur der Satz hat Sinn; nur im Zusammenhang des Satzes hat ein Name Bedeutung. (3.3) Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit. Der Satz ist ein Modell der Wirklichkeit, so wie wir uns sie denken. (4.01)

KriTIK
Dass die Sonne morgen aufgehen wird ist eine Hypothese, und das heißt: Wir wissen nicht ob sie aufgehen wird. (6.36311) Der ganzen modernen Weltanschauung liegt die Täuschung zu Grunde, dass die sogenannten Naturgesetzte die Erklärungen der Naturerscheinungen seien. (6.371) Die Ereignisse der Zukunft können wir uns nicht aus den gegenwärtigen erschließen. (5.1361) .. Hat die Frage Sinn, was muss sein, damit etwas der Fall-sein kann? (5.5542) Alle Philosophie ist “Sprachkritik”. (4.0031)



Unser Denken – ein Modell mit zwei Systemen

Psychologie Posted on Fr, Juni 24, 2016 23:56:28

System1
– Ich beurteile permanent verschiedene Aspekte (ohne bestimmte Absicht)
– Ich erstelle ein Modell unserer persönlichen Welt, und erhalte es aufrecht
– Ich bestimme unsere Interpretation der Gegenwart und unsere Zukunftserwartungen
– Ich bin eine Assoziationsmaschine und durchsuche spontan unser assoziatives Gedächtnis , dabei will ich kohärente und kausale Geschichten herstellen
– Ich schließe auf Ursachen und Absichten und erfindet beide
– Ich greife nur auf ‚aktive‚ d.h. gerade verfügbare Informationen zu (und blende fehlende Informationen aus)
– Ich unterdrückte Zweifel
– Ich arbeitete automatisch , schnell , weitgehend mühelos und ohne willentliche Steuerung (Du kannst mich nicht willentlich abstellen)

System2
– Ich überwache und kontrolliere von System1 vorgeschlagene Gedanken, aber ich bin faul und bringe nur absolut notwendige Mühen auf
– Ich lenke Aufmerksamkeit auf die anstrengenden mentalen Aktivitäten -komplexe Berechnungen, unserer Selbstkontrolle etc.
– Ich kann unser Denken so programmieren, dass es Anweisungen gehorcht, und übliche Reaktionen außer Kraft setzt
– Ich nehme Fragen entgegen und erzeuge sie
– Ich arbeite langsam, bin mit Anstrengung verbunden und zu ineffizient bei Routine Entscheidungen
– Nicht zu Glauben ist eine meiner System-Funktionen
– Die Suche nach bestätigenden Hinweisen ist eine meiner System-Funktionen
– Selbstkritik ist einer meiner System-Funktionen

Unser Zusammenspiel
– Wenn System2 unsere Kapazität auslastet, bekommt System1 nur wenig Zeit zugeteilt und wird blind für Stimuli
– Ist System1 in Schwierigkeiten fordert es eine spezifische Verarbeitung von System2 an
– In Notlagen übernimmt System1 (höchste Priorität für Selbstschutz)
– Ein aktives, nach Kohärenz strebendes System1 schlägt einem anspruchslosen System2 Lösungen vor, d.h. die Bestätigungstendenz von System1 begünstigt die unkritische Annahme von Vorschlägen und überzeichnet die Wahrscheinlichkeit von extremen (unwahrscheinlichen) Ereignissen
– System1 erzeugt Eindrücke, Gefühle und Neigungen, die, unterstützt von System2 zu Überzeugungen, Einstellungen und Intentionen werden
– Abrufleichtigkeit ist eine System1-Heuristik, die durch einen Inhaltsfokus ersetzt wird, wenn System2 stärker beansprucht wird

Unsere Natur
– Die Arbeitsteilung von System1 und 2 ist höchst effizient: min. Aufwand bei hoher Leistung
– Gibt es mehrere Wege wird der Weg mit dem geringsten Aufwand genommen
– Wiederholte Erfahrungen, eine klare Darstellung, eine geprimte Vorstellung, gute Laune führen zu kognitivere Leichtigkeit mit den Folgen: es fühlt sich vertraut an, erscheint wahr, fühlt sich gut an, erscheint mühelos
– Voreilige Schlussfolgerungen sind effizient, wenn sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu treffen und die Kosten eines gelegentlichen Fehlers akzeptabel sind, aber riskant, wenn die Situation unbekannt ist, viel auf dem Spiel steht und keine Zeit ist zusätzliche Informationen zu sammeln
– Unser WYSIATI Prinzip (what-you-see-is-all-there-is) erleichtert Kohärenz und kognitive Leichtigkeit. WYSIATI erklärt viele Urteils-und Entscheidungsfehler, Selbstüberschätzung, Framing Effekte, Basisratenfehler
– Die Verfügbarkeitsheuristik ist gleicher als andere Heuristiken, Ideen werden nach der ‚Flüssigkeit‚ und emotionalen Färbung beurteilt, mit der diese aus dem Gedächtnis abgerufen wird
– Wir haben intuitive Gefühle und Meinungen über fast alles
– Wenn eine befriedigende Antwort auf eine schwierige Frage nicht gefunden wird ,beantworten wir einfach statt dessen eine leichtere Frage (Ersetzung, Bsp. Affektheuristik -statt der Frage wird beantwortet ‚Welche Gefühle weckt das in mir?‚ die Affektheuristik vereinfacht unser Leben, indem sie eine Welt erschafft, die viel geordneter als die Wirklichkeit ist)
– Glaube an das Gesetz der kleinen Zahlen: Menschen schenken dem Stichprobenumfang keine hinreichende Beachtung, d.h. wir schenken dem Inhalt mehr Beachtung als der Information über ihre Zuverlässigkeit
– Wir suchen unwillkürlich überall nach Mustern und glauben fest an eine kohärente Welt, in der Regelmäßigkeiten nicht zufällig auftreten
– Regression zum Mittelwert wird kaum verstanden: Korrelation wird mit Kausalität verwechselt
– Intuitive Vorhersagen basieren oft auf Selbstüberschätzungen und sind daher zu extrem
– Wir beschwindeln uns selbst, in dem wir fadenscheinige Berichte über die Vergangenheit konstruieren und sie für wahr halten
– Unser Gehirn beschäftigt sich nicht mit Nicht-Ereignissen, d.h. wichtige Ereignisse auf Basis von Entscheidungen verleiten uns Können und Geschick über zu bewerten und den Anteil von Glück zu unterschätzen
– Unsere beinahe unbegrenzte Fähigkeit unsere eigene Unwissenheit zu ignorieren, gibt uns die beruhigende Überzeugung, dass die Welt einen Sinn hat
– Unsere Fähigkeit geänderte Überzeugungen aus vergangenen Wissenszuständen zu rekonstruieren, ist mangelhaft, d.h. sobald man sich eine neue Sicht der Welt zu eigen macht, verliert man überwiegend die Fähigkeit, sich an das zu erinnern, was man glaubte, bevor man sein Einstellung änderte dadurch unterschätzen wir auch das Ausmaß in dem wir durch Ereignisse überrascht wurden
– Rückschaufehler veranlassen dazu nicht die Güte der Entscheidungsfindung zu beurteilen, sondern ausschließlich daran ob das Ergebnis positiv oder negativ war
– Die Illusion man hätte die Vergangenheit verstanden, nährt die weitere Illusion man könne die Zukunft vorhersagen und kontrollieren
– Wir haben ein Bedürfnis nach der beruhigenden Botschaft, dass Handlungen die gewünschten Folgen haben und Klugheit/Mut von Erfolg gekrönt werden
– Der Irrglaube einen ‚guten Riecher‚ zu haben ist die Kompetenzillusion: Experten zeigten eine schlechtere Leistung als eine Gleichgewichtung der Wahrscheinlichkeit gebracht hätte d.h. Experten erstellen schlechtere Vorhersagen als Dartpfeile werfende Affen. Experten geben nur widerwillig zu sich geirrt zu haben, haben eine Menge Ausreden parat (z.B. fast richtig, nur zeitlich verfehlt..) und sind geblendet von ihrer Brillanz: sie hassen es danebenzuliegen
– Die Ablehnung gegen Entscheidungen von Algorithmen resultiert aus der Präferenz vieler Menschen für das Natürliche und gegen das Künstliche
– Statistische Informationen werden ausgesondert, wenn sie mit persönlichen Eindrücken unvereinbar sind: Im Wettstreit mit der Innensicht hat die Außensicht keine Chance

Schnelles Denken, langsames Denken, von Daniel Kahneman

Siehe auch „Urteilsheuristiken“



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