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für systemisch, konstruktivistisch arbeitende Coaches, Berater, Therapeuten und alle Interessierten

KVT – Sitzungsablauf (Einzelsetting)

Therapie Posted on Di, März 17, 2020 20:42:00

Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) folgt einigen Grundprinzipien: Sie versteht Therapie als Teamwork und legt großen Wert auf die aktive Mitarbeit des Klienten. Der Fokus der Betrachtung liegt (insbesondere anfangs) auf der Gegenwart (dem Hier-und-Jetzt). Sie ist zielgerichtet, d.h. immer am konkreten Problem orientiert und hat den Anspruch zeitlich begrenzt zu sein (i.d.R. 6- 14 Sitzungen; anfangs wöchentlich, dann z.B. 14-tägig / monatlich mit 3-monatlichen Auffrischungssitzungen). Die Sitzungen sind stark strukturiert und edukativ, d.h zielen darauf ab, den Klienten zum eigenen Therapeuten zu machen. Der Klient lernt seine dysfunktionalen Gedanken und Überzeugungen zu erkennen, zu überprüfen und darauf zu reagieren. Zur Veränderung von Denken, Stimmung und Verhalten können dabei eine Vielzahl von Methoden eingesetzt werden.

Wie in anderen Therapien muss schon ab der ersten Begegnung eine tragfähige therapeutische Beziehung aufgebaut werden. Der Therapeut entwickelt bereits in der ersten Sitzung das individuelle Fallkonzept (worum geht es?: Relevante Informationen aus der Kindheit; Grundannahmen; Bedingte Annahmen; Bewältigungsstrategien in verschiedenen Situationen die Automatischen Gedanken, deren Bedeutung, die ausgelösten Emotionen und das Verhalten des Klienten), welches ständig auf Grund neuer Informationen überarbeitet wird. Die Inhalte des Fallkonzeptes werden mit den Klienten besprochen und es wird um Feedback gebeten (Ordnung nach Wichtigkeit; Passung der Hypothesen für den Klienten – auch emotional). Am Anfang erklärt der Therapeut die Grundstruktur der Sitzungen (i.d.R. 45-50 Minuten).

Erste Sitzung:

  • Anfang – Agenda / Tagesordnung festlegen; Stimmungseinschätzung; Veränderung seit der Eingangsdiagnostik besprechen; Diagnose besprechen und Psychoedukation.
  • Mitte – Probleme aufdecken und Ziele setzen; Edukation über das kognitive Modell; Bearbeitung eines Problems.
  • Ende – Zusammenfassung der Sitzung; Hausaufgaben festlegen; Bitte um Feedback.

Weitere Sitzungen:

  • Anfang – Stimmungseinschätzung; Agenda / Tagesordnung festlegen; Veränderungen / Aktualisierung des Wissensstandes; Besprechung der Hausaufgaben; Ordnung der Agendapunkte nach Wichtigkeit.
  • Mitte – Bearbeitung eines konkreten Problems unter Beibringung der kognitiven Fähigkeiten; ggfs. Unklarheiten besprechen; entsprechende Hausaufgaben besprechen; ein weiteres Problem bearbeiten.
  • Ende – Zusammenfassung der Sitzung; neue Hausaufgaben festlegen; Bitte um Feedback

Die Arbeitsblätter des Buches sind unter www.beltz.de frei herunterzuladen. An dieser Stelle möchte ich gerne darauf hinweisen, dass es sich lohnt dieses Buch zu kaufen und unabhängig von meinen kurzen Zusammenfassungen zu lesen.

(Quelle: Praxis der Kognitiven Verhaltenstherapie, Beck)



KVT – Hausaufgaben als unverzichtbarer Therapie-Teil

Therapie Posted on Di, März 17, 2020 20:07:00

Das Durchführen von Hausaufgaben hilft dabei, schnellere Fortschritte zu machen, da der Klient die ganze Zeit zwischen den Sitzungen Anregungen zur Veränderungen seiner Kognitionen erhält. Sie maximieren den Lernerfolg der Therapie und verbessern die erlebte Selbstwirksamkeit des Klienten. Bei dem Aufgeben von Hausaufgaben muss der Therapeut die individuellen Fähigkeiten und Präferenzen, sowie praktische Einschränkungen (z.B. Zeit) des Klienten berücksichtigen. Es ist wichtig, dass die Hausaufgaben auch gemacht werden. Daher sind lieber etwas zu einfache als zu schwierige Aufgaben zu geben (gestufte Aufgaben). Die Aufgaben sind dem Klienten zu erklären / zu begründen, damit dieser versteht warum er sie machen sollte. Die Bereitschaft zur Erledigung sollte in einer Sitzung abgefragt werden („Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie diese Hausaufgabe machen – auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent?“). Nach und nach, sollte der Klient dazu angeleitet werden, in den Sitzungen seine eigenen Hausaufgaben zu entwerfen. Auch aus dem Nicht-Schaffen von Aufgaben können für die Therapie wertvolle Informationen gewonnen werden. Wenn möglich, sollte der Klient die Aufgaben bereits am Ende einer Sitzung beginnen, da eine angefangene Aufgabe einfacher zu erledigen ist. Der Klient sollte sich selbst (z.B. durch Notizzettel oder Kopplung an eine andere Handlung) an die Erledigung der Hausaufgaben erinnern. Auch das Ankreuzen der Erledigung auf einer täglichen Checkliste kann helfen. Vor jeder Sitzung sollte der Therapeut sich die Mitschriften der letzten Sitzung anschauen und sich notieren, welche Hausaufgaben vereinbart waren. Die Sitzungen sollten mit der Nachbesprechung der Hausaufgaben begonnen werden.

Typische fortlaufende Hausaufgaben sind:

  • Verhaltensaktivierung. Insbesondere depressive Klienten sollten zu Aktivitäten bewegt werden. Die Aufstellung eines Aktivitätenplans kann dabei helfen.
  • Festhalten von Automatischen Gedanken. Bei Stimmungsänderungen sollten Klienten sich selbst die Frage stellen „Was geht mir gerade durch den Kopf?“. Das Überwachen von Automatischen Gedanken kann auch zu einer höheren Belastung des Klienten führen.
  • Nachlesen der Sitzungsmitschriften. Das (Neu)Bewerten seiner Gedanken wird verbessert, wenn der Klient auch zwischen den Sitzungen die Mitschriften nachliest.
  • Problemlösen. Es hilft Klienten sich Lösungen für Probleme auch zwischen den Sitzungen zu überlegen und diese anzugehen.
  • Fertigkeiten. Ggfs. muss der Klient neue Fertigkeiten erlernen, die dann in den Hausaufgaben ausprobiert werden können.
  • Verhaltensexperimente. Das Durchführen von vorbereiteten Experimenten im ‚wirklichen Leben‘ des Klienten kann sehr effektiv zur Überprüfung von verzerrten Kognitionen eingesetzt werden.
  • Bibliotherapie. Das Verständnis von wichtigen Begriffen und Grundlagen kann verbessert werden, wenn der Klient diese zuhause noch einmal nachliest.
  • Vorbereitung auf die nächste Sitzung. Klienten sollten sich bereits zuhause überlegen, was wichtig ist, dass es in der nächsten Sitzung besprochen wird.

Unterstützende Arbeitsblätter: Aktivitätenplan; Arbeitsblatt zur Vorbereitung der nächsten Sitzung; Gedankenprotokoll Arbeitsblatt (zur Festhaltung von Situation, Automatischer Gedanken, Gefühle, Reaktion und Ergebnis); Arbeitsblatt zur Überprüfung von Gedanken; Arbeitsblatt Grundannahmen.

(Quelle: Praxis der Kognitiven Verhaltenstherapie, Beck)