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für systemisch, konstruktivistisch arbeitende Coaches, Berater, Therapeuten und alle Interessierten

KVT – Veränderung von Annahmen

Konstruktivistisch, Therapie Posted on So, März 15, 2020 15:31:35

Es gibt verschiedene Techniken, mit denen man bedingte Annahmen und Grundannahmen ändern kann. Der Therapeut sollte den Klienten dabei immer wieder fragen, wie stark er augenblicklich an die Annahme glaubt (Skalenfrage). 0 Prozent sind dabei i.d.R. weder möglich noch unbedingt erstrebenswert. In der Regel ist die Annahme dann schwach genug (< 30%), wenn es wahrscheinlich ist, das der Klient sein dysfunktionales Verhalten ändert. Einige Methoden können auch zur Modifikation von automatischen Gedanken verwendet werden.

Sokratische Fragen: Diese Technik hilft, die Logik der eigenen Gedanken kritisch zu hinterfragen und Fehler oder Inkonsistenzen in dieser Logik auf nichtkonfrontative Weise aufzuzeigen. Gundmuster sind:

  1. Klärendes Denken und Verstehen (Können Sie mir ein Beispiel geben? Könnten Sie das weiter erklären? Meinten Sie X? Was ist das Problem, das Sie zu lösen versuchen?).
  2. Anspruchsvolle Annahmen (Ist das immer so? Setzen Sie X voraus? Stimmen Sie dem X zu? Wenn das für ein X gilt, gilt das für alle X?).
  3. Untersuchen von Beweismitteln und Gründen (Warum sagen Sie das? Woher wissen Sie das? Welche Daten unterstützen dies? Warum?).
  4. Berücksichtigung alternativer Standpunkte und Perspektiven (Gibt es Alternativen? Wie sieht die andere Seite des Arguments aus? Was macht Ihre Sichtweise besser? Was würde X dazu sagen? Können Sie an Fälle denken, in denen das nicht stimmt?).
  5. Berücksichtigung von Folgen und Konsequenzen (Was wären die Folgen? Gibt es irgendwelche Nebenwirkungen? Was, wenn Sie falsch liegen? Wie können wir es herausfinden? Wenn das wahr ist, bedeutet das, dass X auch wahr ist? Was sollten wir dazu noch überlegen?).
  6. Meta-Fragen (Was denken Sie, warum ich diese Frage gestellt habe? Was bedeutet das? Was könnte ich sonst noch fragen?)

Verhaltensexperimente: Die Richtigkeit von Annahmen (und automatischer Gedanken) kann mit Verhaltensexperimenten überprüft werden. Richtig geplant und ausgeführt, können diese Verhalten nachhaltiger als verbale Methoden beeinflussen. Bsp. „Es wäre eine Katastrophe, wenn ich zu spät zur Arbeit kommen würde.“. Nach Vorbereitung: Aufgabe 5 Minuten zu spät zur Arbeit zu kommen. Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten vorher einüben.

Kognitives Kontinuum: Diese Methode eignet sich insbesondere bei polarisiertem Denken (Alles-oder-nichts; Schwarz-Weiß). Auf einer linearen Skala werden durch erfragte Beispiele Zwischenpunkte eingeführt.

Rational-emotionales Rollenspiel: Dieses Rollenspiel eignet sind insbesondere dann, wenn der Klient beschreibt, dass er zwar mit dem Kopf erkennt, dass die Annahme nicht zutreffend ist, es sich aber im Bauch trotzdem richtig anfühlt. Der Klient übernimmt zunächst die Rolle des emotionalen Teils, der stark an die dysfunktionale Annahme glaubt, während der Therapeut den rationalen Teil spielt. Beide sprechen in der Ich-Form. Im zweiten Teil werden die Rollen getauscht. Der Therapeut benutzt dieselben emotionalen Argumente wie der Klient und versucht auch die Worte des Klienten zu wiederholen.

Andere Personen als Bezugsgröße: Wenn Klienten über die Annahmen von anderen nachdenken, gewinnen Sie oft Distanz zu ihren eigenen dysfunktionalen Annahmen („Wenn ein Freund/Freundin in dieser Situation wäre und diesen Gedanken hätte, was würden Sie ihm raten?). Oft können Klienten, mit eigenen Kindern (real oder vorgestellt) als Bezugsgröße, Abstand gewinnen.

So tun, als ob: Veränderungen von Annahmen führen oft zu entsprechenden Verhaltensänderungen – aber auch umgekehrt. Sobald der Klient beginnt sein Verhalten zu ändern, wird seine Annahme geschwächt. Die So-tun-als-ob-Technik kann so wohl bei bedingten Annahmen als auch der Grundannahmen eingesetzt werden.

(Quelle: Praxis der Kognitiven Verhaltenstherapie, Beck)



KVT – Bedingte Annahmen und Grundannahmen

Konstruktivistisch, Therapie Posted on So, März 15, 2020 08:48:20

Bedingte Annahmen (Einstellungen, Regeln, Grundsätze) und Grundannahmen können erkannt werden, wenn..

  • eine Annahme als automatischer Gedanke formuliert wurde (Bsp. „Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen?“ „Ich hätte besser sein sollen. Ich kann nie etwas richtig machen. Ich bin so unfähig.“, Grundannahme);
  • der erste Teil eines Grundsatzes vorgegeben wird (Bsp. „Sie dachten also Sie müssen .. “ „Ja, dann habe ich nicht mein Bestes getan. Ich habe versagt.“);
  • direkt eine Regel oder Einstellung erfragt wird (Bsp. „Haben Sie eine Regel dazu?“);
  • bei einem (angenommenen) ‚entscheidenden‘ automatischen Gedanken wiederholt nach der Bedeutung dieses Gedankens gefragt wird, was oft eine oder mehrere bedingte Annahmen aufdeckt; oder danach zu fragen, was das über den Klienten aussagt, welches die Grundannahme aufdecken kann (die sog. „Pfeil-abwärts Technik“);
  • die automatischen Gedanken des Klienten auf gemeinsame Themen überprüft werden, z.B.durch eine direkte Frage nach gemeinsamen Themen oder der Formulierung einer versuchsweisen Annahme und Frage nach Überprüfung durch den Klienten;
  • der Klient direkt danach gefragt wird;
  • ein Fragebogen zu Annahmen ausgefüllt und ausgewertet wird (Bsp. DAS – Skala dysfunktionaler Einstellungen, Hautzinger et al).

Der Therapeut muss Hypothesen aufstellen, wie zentral eine Annahme ist und ob sie vorrangig verändert werden muss. Dazu ist es auch hilfreich den Klienten zu fragen, wie stark er an die Annahme glaubt (Skalenfrage). Wichtig ist die Psychoedukation des Klienten über Annahmen (Erlerntes kann auch wieder verlernt und anderes erlernt werden..). Bei Annahmen ist es hilfreich die Vorteile und Nachteile von Annahmen mit dem Klienten zu explorieren. Bei dysfunktionalen Annahmen, können dann die Vorteile in Zweifel gezogen und die Nachteile betont werden. Bei der Formulierung einer neuen Annahme stellt sich die Frage, welche Annahme für den Klienten funktionaler wäre. Der Therapeut versucht für sich eine weniger starre Annahme zu formulieren, die thematisch mit der dysfunktionalen Annahme zusammenhängt und zu einer größeren Zufriedenheit des Klienten führen könnte. Kooperativ leitet er die gemeinsame Formulierung einer neuen Annahme (sokratische Fragen).

(Quelle: Praxis der Kognitiven Verhaltenstherapie, Beck)