Michael White (in Maps of narrative Practice, 2007) unterscheidet in ..

I (Identitätslandschaft), gekennzeichnet durch ..

– Intentionales Verständnis (Intentionalität = Fähigkeit des Menschen, sich auf etwas zu beziehen etwa auf reale oder nur vorgestellte Gegenstände, Eigenschaften oder Sachverhalte, oftmals als spezifisches Merkmal des Mentalen verstanden). Husserl: Durch Reflexion erfassen wir statt der Sachen, Zwecke, usw. die entsprechenden subjektiven Erlebnisse, in denen sie uns bewusst werden. Man bezeichnet sie auch als ‚Phänomene’. Ihr allgemeinster Wesenscharakter ist es, ‚Bewusstsein-von’, ‚Erscheinung-von’ den jeweiligen Dingen zu sein, sie sind ‚intentionale’ Erlebnisse. Kritik von Heidegger: Intentionalität kann sich nur auf als vorhanden vorgestellte Objekte richten. Heidegger spricht von um zu-Bezügen, von Zuhandenheit statt Vorhandenheit und von einem zuhandenen Zeug statt einem vorhandenen Ding. In diesem Zusammenhang erst ist der Hammer als solcher begreifbar: als ein Zeug, das zum Hämmern dient, um etwa ein Haus zu bauen. Das Beispiel zeigt, dass Dinge in einen Verweisungszusammenhang eingebunden sind und dieser nur zeitlich verstanden werden kann: der Hammer ist nur in Betracht auf einen zukünftigen Gebrauch zu verstehen. Diese Zukunft ist aber nicht “etwas”, kein Objekt in der Welt, auf das man gerichtet sein kann.

– Verständnis, wem oder was welcher Wert zugeschrieben wird (‚attaching a value to..’). Ein Werturteil drückt positive oder negative Auszeichnung aus, die in der Stellungnahme einer Person bezüglich eines mehr oder minder genau bestimmten Objekts enthalten ist. Sie geht häufig einher mit der mehr oder minder ausdrücklichen Erwartung und/oder Aufforderung an Dritte, dieselbe Wertung als hinreichend gerechtfertigte mit zu vollziehen.

– Verinnerlichendes Verständnis

– Realisierung, Erkenntnisse, Wissen (Wissen und Erkenntnisse können immer auch im Machtzusammenhang gesehen werden)

Beispiel-Fragen (durch den Gebrauch des Konjunktives gegenzeichnet):

Fallen Ihnen irgendwelche Geschichten über Aktionen von XY ein, aus denen hervorgeht, was für ihn wertvoll war / was er für wertvoll hielt? Fallen Ihnen irgendwelche Geschichten über ihn ein, denen ich entnehmen kann, woher Sie das über ihn wussten?

Sie haben gesehen, wie.. Was hat das aus Ihrer Sicht über ihn ausgesagt? Was erzählt Ihnen das darüber, was XY für wertvoll hält?

Fällt Ihnen noch eine Geschichte über XY ein, als er noch jünger war, die das bestätigt hätte, was Sie über ihn wussten? Was dazu passen würde, wie..

Wenn Sie zurückdenken an diese Ereignisse.., wie hat die Aktion.., Ihr Bild von ihm als Persönlichkeit geprägt?

Wie kommt es, dass du mit dem etwas verbindest, was du gerade gehört hast?

Ich weiß jetzt über Aktionen des .. und Aktionen des .. Das gehört alles zu deiner Lebensgeschichte. Nimmt man diese Aktionen zusammen, um was geht es da eigentlich?

Was sagt das aus Ihrer Sicht darüber, worauf XY seine Hoffnungen setzt?

Haben Sie einen Eindruck davon, wie das .. sich auf ihre Leben ausgewirkt hat? Vielleicht im Hinblick darauf wie sie sich gefühlt haben? Vielleicht im Hinblick auf neue Erkenntnisse über ihr Leben? Im Hinblick auf Ihre Beziehung zu ..?

Wie fühlen Sie sich bei dieser Art der Entwicklung?

Fällt Ihnen etwas dazu ein, warum Sie darüber glücklich sind? Irgendetwas, was mir helfen würde zu verstehen, warum Ihnen das wichtig ist?

H (Handlungslandschaft), gekennzeichnet durch..

– Ereignisse (beobachtbare Geschehen)

– Gegebenheiten (auch Tatbestand, auch Tatsächlichkeit oder Faktizität), im weiteren Sinne wird der Begriff auch für Sachverhalte verwendet, die sich nicht auf einzelne Taten (Handlungen) zurückführen lassen. Martin Heidegger: “Faktizität des Daseins” das als Geschichtliches in seine Existenz geworfen wurde.

– Sequenz (lineare Abfolge oder Reihenfolge)

– Zeit (Zwischen der subjektiv wahrgenommen Zeit und der objektiv messbaren bestehen oft deutliche Differenzen. In ereignisreichen Zeiten hat man viele Informationen eingespeichert, sodass dieser Zeitraum lange erscheint. Umgekehrt erscheinen ereignisarme Zeiten im Rückblick kurz, da kaum Informationen über sie gespeichert sind.)

– Plot (Handlung, in der Literaturtheorie eine “Abfolge von zusammenhängenden, [ursächlich] miteinander verketteten Ereignissen oder Vorgängen, die das dramatische Gerüst” bilden.)

Beispiel-Fragen:

Wie würden Sie diese Initiative von XY bezeichnen?

Welche Art von Aktion war das?

Können Sie diesem Schritt einen Namen geben, der ihm die Anerkennung gibt, die er verdient?

Was glaubst du, welche Möglichkeiten würde dir das geben? Was glaubst du, welchen Handlungsspielraum würde dir das geben? Welche Schritte könntest du gehen, die dazu passen würden?

Was für ein Schritt wäre das, wenn du ihn unternehmen würdest?

Haben Sie eine Vorstellung davon, was das.. möglich gemacht hat?

Haben Sie eine Vorstellung davon, was Sie getan haben könnten, das vielleicht den Weg für .. geebnet hat? Könnten Sie sich vorstellen, was zu diesem Schritt geführt haben könnte? Was dabei eine Rolle gespielt hat?

In grafischer Form kann man auf einer Landkarte der Entwicklung neuer Erzähllinien zwischen der Identitätslandschaft oben und der Handlungslandschaft unten, sowie auf der horizontalen Achse in “Ferne Vergangenheit, Entfernte Vergangenheit, Jüngste Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft” unterscheiden. Ein Zick-Zack-Kurs durch die Zeit ist typisch für Gespräche, in denen neue Erzähllinien entworfen werden. Keine Frage ist vorher festgelegt, sondern es wird spontan auf die Antworten des Klienten reagiert.

Oft können sich dabei untergeordnete (alternative) Erzähllinien im Status geändert ändern und ursprünglich dominante Erzähllinien das Leben des Klienten weniger bestimmen. Die Handlungslandschaft gewinnt an Dichte, wenn Klienten Ereignisse in eine Sequenz bringen. Die Identitätslandschaft gewinnt dadurch an Dichte, dass Klienten Ereignisse reflektieren und sich auf dieser Basis zum Leben und Identität äußern.