Eine Methode in der Narrativen Therapie, wie sie von Michael White vorstellt wurde (Maps of narrative Practice, 2007) ist die Problemexternalisierung in Gesprächen. Menschen sind oft überzeugt, dass ihre Lebensprobleme Spiegelbilder ihrer eigenen Identität oder der Identität von anderen Menschen sind. Ein Gespräch, das das Problem zum Problem macht (und nicht die Person) kann der Verobjektivierung der Klienten-Identität entgegenwirken und neue Handlungsoptionen aufzeigen. Dazu empfiehlt Michael White 4 Kategorien von Fragen. Neue Fragen werden dabei mit einem ‚Geleitwort‘, einer Zusammenfassung des vorher Gehörten, eingeleitet.

  1. Fragen, die eine erfahrungsnahe, besondere Definition des Problems aushandeln

Das Problem des Klienten (weswegen er gekommen ist) wird vom Klienten benannt und im Folgenden behandelt als sei es eine Person. So kann man nach der Wirkung der Herrschaft des Problems fragen, oder wie der Klient das Wesen / den Charakter des Problems beschreibt (konkret und nicht abstrakt / verallgemeinernd).

Wer ist PROBLEM? Welchen Charakter hat PROBLEM?

  1. Fragen, die Auswirkungen der Aktivitäten des Problems kartieren

Die Einflüsse des Problems in den einzelnen Lebensbereichen des Klienten werden erfragt, wobei die wichtigsten Konsequenzen der Aktivitäten und Arbeitswesen des Problems enthalten sein sollten.

Wie wirken sich die Handlungen von PROBLEM aus?

  1. Fragen, wie der Klient die Auswirkungen der Aktivitäten des Problems beurteilt

Die Arbeitsweisen und Aktivitäten des Problems sowie dessen stärkste Auswirkungen auf das Leben des Klienten werden von diesem beurteilt. Für viele Klienten ist das eine neue Frage, dass die Auswirkungen oft von anderen Menschen beurteilt werden. Konsequenzen sind durchaus nicht immer gänzlich negativ. Häufig ist die Haltung von Klienten gemischt.

Sind diese Aktivitäten für Sie in Ordnung? Wie schätzen Sie diese Entwicklungen ein? Wie ist Ihre Einstellung zu dem, was hier gerade sichtbar wird? Ist diese Entwicklung positiv, negativ, beides, weder noch oder in einem Zwischenbereich?

Wie beurteilen Sie die Handlungen von PROBLEM?

  1. Fragen, nach der Begründung des Urteils / der Bewertung

Klienten werden nach Geschichten gebeten, die beantworten, warum er eine bestimmte Beurteilung abgegeben hat. Dabei können Warum-Fragen eingesetzt werden, aber nicht im Sinne eines moralischen Urteils.

Ist es in Ordnung, wenn ich dazu weitere Fragen stelle? Können Sie mir eine Geschichte aus Ihrem Leben erzählen, die mir verstehen hilft, weshalb Sie zu dieser Entwicklung diese Position beziehen? Welche Geschichte aus Ihrem Leben würde xy (andere Person) erzählen, die verstehen hilft, weshalb Sie diese Entwicklung so beurteilen?

Ich möchte an dieser Stelle eine 5.te Fragenkategorie hinzufügen / vorschlagen, die den Einfluss des Klienten auf das das Leben des PROBLEMS erfragt. Viele Menschen könnten von einer solchen Frage überrascht sein, denn sie sehen sich selbst meist als passiv / Opfer und übersehen dabei, dass auch sie selbst und ihre Handlungen des Lebens von PROBLEM beeinflussen.

Welche Geschichten können Sie erzählen, bei denen Sie entweder das Leben von PROBLEM einmal so richtig schwer gemacht haben, oder ihn zumindest etwas in seinen Aktivitäten behindert haben? Was müssten Sie tun, damit PROBLEM ein richtig leichtes Spiel hat, sich ganz und gar austoben kann?