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für systemisch, konstruktivistisch arbeitende Coaches, Berater, Therapeuten und alle Interessierten

Wirkfaktoren der KiP

Psychologie, Therapie Posted on Sa, Dezember 02, 2017 10:23:38

Gefördert durch die offenen Fragen, die imaginierte Scene in allen Details zu beschreiben, werden die katathymen Bilder der Wahrnehmung realer Szenen immer ähnlicher. Dies ist aber erst vollständig, wenn der Klient auch den Gefühlston der Scene wahrnehmen und verbalisieren kann.

Dadurch dass selbst “Ungeheuerlichkeiten” in der gleichen Art beobachtet, vergegenwärtigt und beschrieben werden, mit der man einen technischen Apparat untersuchen würde, werden Symbolisierungen Schritt für Schritt durch den Klienten (nicht durch den Therapeuten) intellektuell erfasst. Der Tagtraum wird entmystifiziert und wird zunehmend realitätsbezogen. Eine Entwicklung des Klienten ist durch einsetzende Wandlungsphänomene beobachtbar und kann positiv verstärkend angesprochen werden.

Die intensive Wahrnehmung von Gefühlen kann diese verstärken, wobei eine Freisetzung oder auch Abreaktion befreiend wirken kann. Dies ist aber nicht Selbstzweck, sondern die damit verbundene emotional-affektive Neutralisierung zur Gewinnung einer kognitiven Klarheit, insbesondere bei fixierten Bildern.

Konflikte, als Teil des eigenen konflikthaften Ich, werden nach Außen verlagert / projiziert, werden damit greifbar und lassen sich kritisch betrachten. Bildstrukturen können eingeordnet und auf ihren Gefühlston untersucht werden. Diese Betrachtungen und die Fokussierung auf Details haben eine unmittelbare Rückwirkung auf das Ich (z.B. Selbstheilungstendenz). Dabei kann der Prozess teils halb vor, halb unbewusst im Bildhaften stehen bleiben (“Im-Bild-stehen-lassen” von Metaphern in allen vielschichtigen Bedeutungen statt Entleerung durch Unterteilung in Begriffen), teils wird er zur Gewinnung von kognitiven Einsichten bewusst. Wichtig ist, dass die Auseinandersetzung emotional getragen ist.

Die Auseinandersetzung mit und die Bewältigung von Konflikten im Tagtraum kann durch die Probehandlungen Klienten-Ressourcen aktivieren und kann das Ich erheblich stärken.



Katathym-imaginative Psychotherapie (KiP)

Psychologie, Therapie Posted on Sa, Dezember 02, 2017 10:22:27

In ihrem Konzept geht das katathyme Bilderleben von der Tradition der europäischen Tiefenpsychologie aus und erfüllt alle Kriterien der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie. Beinahe alle Menschen können fantasiegetragenen Imaginationen entfalten (nicht nur im Nachttraum, sondern auch in Tagestraumfantasien) und somit sich in einen subtilen dialektischen Prozess treten. Im Gegensatz zum Nachttraum, bei der i.d.R. eine kritische Stellungnahme aufgehoben ist, bleibt es im Tagtraum klar, dass es sich nicht um reale Erscheinungen handelt. Mittels nicht interpretierenden (!) Interventionen kann der Therapeut auf Grund von empirischen Beobachtungen die Imaginationen sinnvoll nutzen (z.B. Versöhnen und Nähren). Nach der Einleitung einer kurzen Entspannungsphase werden vage Vorstellungsmotive vorgegeben und der Klient kann spontan auftretende Gefühle und Affekte entfalten und dabei verbalisieren. Eine emphatisch einfühlende Begleitung durch den Therapeuten ist wesentlich. Obwohl die Durchführung sehr einfach erscheint, ist KiP ein starkes therapeutisches Instrument (auch im Bereich der Kurzzeittherapien), das eine entsprechende Ausbildung und Erfahrung voraussetzt. In der Grundstufe werden weniger Symptomatiken direkt behandelt, sondern die unbewusste Psychodynamik. Durch die Art der Vorlagen / Strukturmotive werden keine Grenzen gesetzt. Projektionen können sich dabei trägheitslos wandeln (mobile Projektionen). Dabei kann KiP sowohl mit Klienten die stark intellektualisieren, als auch mit Klienten, die in Introspektion ungeübt oder auf ein operatives Denken eingeschränkt sind, erfolgreich eingesetzt werden. Der Klient wird gebeten über alle auftauchenden Inhalte fortlaufend zu berichten (dauerhafter Rapport). Der Therapeut stellt sich so ein, dass er alle Inhalte anerkennt und seine Fragen und Hinweise aus der quasi-realen Perspektive formuliert. Wichtig ist, dass der Klient lernt das Gefühlsmoment und die Stimmung wahrzunehmen. Zwischenfragen sollten deshalb vor allem der Klärung von Bilddetails und des Gefühltones dienen.

Skizze eines Ablaufes..
– “Blumentest” im Sitzen, ohne Ankündigung zur Verhinderung einer Erwartungsspannung

– Entspannung
– Einstellung eines Strukturmotives, in der Grundstufe: Wiese (spiegelt häufig die gegenwärtige Stimmung des Klienten wieder) – kann auch als Startpunk für Sitzungen dienen, Bachlauf (ergibt sich auch öfter aus dem Wiesenmotiv), Berg, Haus, Waldrand
– Zurücknehmen

I.d.R. erfolgen keine anschließenden Nachgespräche über die Inhalte. Ggf. Hausaufgabe ein Bild zu malen oder ein Protokoll zu schreiben (und Besprechung am Anfang der nächsten Sitzung).

Für eine Einleitung in die Grundstufe sei z.B. auf das Buch “Katathym-imaginative Psychotherapie (KiP)” von Hanscarl Leuner verwiesen.

Kontraindikationen sind ein IQ unter 85, Psychosen akuter oder chronischer Art oder psychosenahe Zustände, hirnorganische Syndrome, schwere depressive Verstimmung, mangelnde Motivation selbst für eine einfache, nicht aufdeckende Therapie.