Psychoanalyse: Bekanntlich liegt der Analysand auf einer Couch und muss sich einer besonderen Form der geistigen Konfusion*, dem freien Assoziieren, hingeben – das heißt all das wahllos ausdrücken, was immer ihm durch den Kopf geht. Der Analytiker sitzt hinter ihm, so dass ihn der Patient nicht sehen kann. Der wohlgemeinte Zweck dieses etwas ungewöhnlichen Kommunikationsarrangements ist es, dem Patienten den freien Fluss seiner Assoziationen, besonders aber die Erwähnung peinlicher Themen, dadurch zu erleichtern, dass er sich der Anwesenheit des Analytikers so weniger bewusst ist. In Wirklichkeit aber tritt genau das Umgekehrte ein. Um eine psychoanalytische Analogie zu verwenden: Was durch die Vordertüre hinausgeworfen wird, schleicht sich durch die Hintertür wieder ein. Statt die Gegenwarte des Analytikers zu vergessen, entwickelt der Patient ein besonderes scharfes Ohr für die minimalisierten Geräusche. All dies und vieles andere wird zu Signalen dafür, welche freien Assoziationen die ‚richtigen‘ sind und welche keine Billigung finden.

*Konfusion

Nach ursprünglicher Lähmung löst jeder Zustand der Konfusion eine sofortige Suche nach Anhaltspunkten aus, die zur Klärung der Ungewissheit und dem damit verbundenem Unbehagen dienen können. Erstens wird diese Suche, wenn erfolglos, auf alle möglichen und unmöglichen Bezüge ausgedehnt und wird unter Umständen die unbedeutendsten und abwegigsten Zusammenhänge einbeziehen. Zweitens neigt man in einem Zustand von Konfusion ganz besonders dazu, sich an die erste konkrete Erklärung zu klammern, die man durch den Nebel der Konfusion zu erkennen glaubt.

(aus ‚Wie wirklich ist die Wirklichkeit‘, Paul Watzlawick)