Unsere Wahrnehmung ist ein aktiver und selektiver Prozess. Beim Wahrnehmungsprozess konstruieren wir ein Wahrnehmungsbild und interpretieren die Informationen subjektiv entsprechend unserer Erwartungen und Vorstellungen. Auch unsere Persönlichkeitsmerkmale, Bedürfnisse, Gefühle, Ziele und Vorwissen spielen bei der Interpretation eine wichtige Rolle.

Eine gestalttheoretische Erklärung (Gestaltpsychologie: Fähigkeit Strukturen und Ordnungsprinzipien in Sinneseindrücken auszumachen) der Wahrnehmungsorganisation ist:

– Grundregel: ‚Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile‘. Die Wahrnehmung eines Teils eines Reizmusters wird von seinen anderen Teilen beeinflusst.

– Prägnanz: ‚Jedes Reizmuster wird so gesehen, dass die resultierende Struktur so einfach wie möglich ist‘

– Ähnlichkeit: ‚ähnliche Dinge erscheinen zu zusammengehörigen Gruppen geordnet‘

– (gestaltgerechte) Linienfortsetzung: ‚Punkte, die als gerade oder sanft geschwungene Linie gesehen werden können, wenn man sie verbindet, werden als zusammengehörig wahrgenommen. Linien werden tendenziell so gesehen, als folgten sie dem einfachsten Weg‘

– Nähe: ‚Dinge, die sich nahe beieinander befinden, erscheinen als zusammengehörig‘

– gemeinsame Bewegung: ‚Dinge, die sich in die gleiche Richtung bewegen, erscheinen als zusammengehörig‘

– Bedeutung / Vertrautheit: ‚Dinge bilden mit größerer Wahrscheinlichkeit Gruppen, wenn die Gruppen vertraut erscheinen oder etwas bedeuten‘

Fehler bei der Wahrnehmung (Beispiele)

– Primäreffekt (der erste Eindruck, den ein Mensch von einem anderen gewinnen kann, ist so stark, dass andere Eigenschaften einer Person nicht gesehen oder übersehen werden)

– Halo Effekt (Einzelne Eigenschaften einer Person erzeugen einen Gesamteindruck, der die Wahrnehmung weiterer Eigenschaften der beurteilten Person überstrahlt)

– Erster und letzter Eindruck (diese prägen sehr stark unser Gesamturteil)

– Kontrasteffekt / Vergleichsmaßstab (nachfolgende Objekte werden am ersten Objekt gemessen und eingeordnet)

– Projektion (idealische- und Schatten-Projektion, eigene Wünsche und Bedürfnisse werden in andere Personen projiziert)

– Soziale Stereotypen (durch Zuordnung von Eigenschaften zu Personengruppen werden Mitgliedern ähnliche Eigenschaften zugeschrieben)

– Subjektive Persönlichkeitstheorie (eigene Theorien über Eigenschaften die zusammengehören)

siehe auch ‚Urteilsheuristiken

siehe auch ‚Stellen Sie sich vor, unser Denken wird von diesen zwei kognitiven Systemen gestaltet..