Das Bewusstsein der Freiheit, so Sartre, und die damit verbundene Beliebigkeit und Ungesichertheit sind für den Menschen eine Quelle latenter Angst (siehe auch Das Sein und das Nichts). Um ihr zu entkommen, versucht er sich davon zu überzeugen, dass er in Wahrheit ein Ding sei, d.h. ein festgelegtes, determiniertes Wesen. Das So-geworden-Sein, die eigene biologische Natur, der Charakter, die biographische Vergangenheit, aber auch äußere Umstände, Anforderungen und Sachzwänge – all dies wird mobilisiert, um die eigene Situation als festgelegt zu erweisen und die Verleugnung der Freiheit zu rechtfertigen. Die Flucht in die Selbstverdinglichung und vermeintliche Determiniertheit ist der primäre Abwehrmechanismus des Menschen, der von seinem Dasein überfordert ist. Und diese Überforderung gilt in besonderem Maß für das Individuum der Postmoderne, das sich dem ständigen Druck zur Selbsterschaffung und zur Konstruktion seines eigenen Lebens ausgesetzt sieht. Allerdings bedeutet die Flucht aus der Verantwortlichkeit, so schließt Sartre, im Grunde eine Unaufrichtigkeit sich selbst gegenüber. Denn am Ende vermag sie doch nichts gegen die Evidenz der Freiheit, mit der wir fortwährend konfrontiert sind, ob wir wollen oder nicht.

Ist dann nicht die Unaufrichtigkeit eine typische Fixierung und eine unserer Wachstumsbremsen?