Tod und Trauer gehören zu den großen Tabu-Themen unserer Zeit. Verfall und Sterben haben in unserer Jugend-Gesellschaft wenig Raum. Wir werden nicht gerne daran erinnert, eventuell weil viele von uns dann erkennen würden einer Illusion nachzujagen? Es muss aber nicht immer der Tod sein. Trauer kann auch durch große Entscheidungen wie Umzug, Hausverkauf oder Stellenkündigung ausgelöst werden.
Eine gewisse Trauerzeit – in der Regel ein paar Tage – wird den meisten zwar zugestanden. Dann aber bitte schön soll derjenige doch loslassen, das Leben geht schließlich weiter. Der Weg durch die Trauer bis zu einem neuen seelischen Gleichgewicht dauert bei den meisten Menschen zwischen drei und fünf Jahren!
Die Stadien der Trauerbewältigung sind..
Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens und der Verleugnung:
Wir wollen nicht wahrhaben, dass der uns so sehr am Herzen liegende Mensch gestorben ist und uns für immer verlassen hat. Wir stehen wie unter einem Schock oder bewegen uns wie in Trance.
Phase der aufbrechenden Gefühle:
Diese Phase ist die schmerzlichste und schwierigste Phase. Wie verspüren den vollen Schmerz und die Verzweiflung. Wir leiden unter Gefühlsschwankungen, fangen aus heiterem Himmel an zu weinen. Unser Körper ist aus dem Gleichgewicht. Wir können nicht mehr schlafen oder kommen kaum noch aus dem Bett. Wir können nicht ruhig sitzen oder uns kaum noch von der Stelle bewegen. Wir schlingen wahllos Essen in uns hinein oder bekommen keinen Bissen hinunter. Wir haben an nichts mehr Freude. Wir glauben, nie wieder glücklich sein zu können. Wir hadern mit dem Schicksal. Wir beneiden andere, reagieren vielleicht gereizt, wenn uns jemand sein Beileid ausspricht, Mitgefühl und Anteilnahme zeigt.
Phase der langsamen Neuorientierung:
Wir können uns zeitweise wieder konzentrieren, auch mal an etwas erfreuen. Trauer und Hadern lassen langsam nach und sind nicht mehr so intensiv. Jedoch haben wir noch Stimmungsschwankungen.
Phase des neuen Gleichgewichts:
Wir sind zu einem neuen körperlichen und seelischen Gleichgewicht gelangt. Es erfüllt uns bisweilen immer noch mit Wehmut, an die Vergangenheit zu denken, doch wir sehen vertrauensvoll in die Zukunft.
Warum sollten wir uns ‚rechtzeitig‘ mit dem Tod beschäftigen?
Der Gedanke an den Tod verstärkt das Leben. Er lädt uns ein, jetzt im Augenblick intensiv zu leben. Wer nicht bereit ist, sich mit dem Tod zu beschäftigen, der lebt unbewusst ständig in der Angst vor dem Tod.
Wer ab der Lebensmitte nicht bereit ist, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, der erstarrt innerlich.
In der Auseinandersetzung mit dem Tod begegnet man den eigenen Ängsten. Dabei geht es vor allem darum, rechtzeitig sprachfähig zu werden, sich ausdrücken zu können, Worte zu finden, statt stumm zu bleiben.
Wenn wir uns im Alltag bewusst sind, wie leicht der Tod uns das Liebste rauben kann, gehen wir mitfühlender und freundlicher miteinander um. Der Gedanke an den Tod inspiriert uns, das Leben wirklich zu schätzen und in unserer kurzen Lebensspanne klare Prioritäten zu setzen. Müssen wir erst sterbenskrank werden, damit wir unsere besten Eigenschaften zum Blühen bringen?
Wie können wir mit unserer Trauer umgehen?
Hilfreich ist es auf jedem Fall einen Weg zu finden, dass, was in uns ist, herauszulassen. Was wir dauerhaft unterdrücken, macht krank. Rituale haben etwas Tröstliches, denn Symbole haben eine große Wirkung auf uns. Was sollten unseren Schmerz zulassen und uns klar machen, dass es um das Loslassen und Verabschieden geht. Wir können den Abschied auf unsere ganz persönliche Art inszenieren.
Mit am schmerzlichsten kann die ewige Frage nach dem Warum sein. “Warum musste er oder sie sterben?” Wir können ein Blatt Papier nehmen und alle vermeintlichen Gründe aufschreiben, die uns auf die Frage nach dem Warum einfallen – so abstrus es vielleicht klingen mag. Durch das Aufschreiben bringen wir unsere Gedanken heraus, was sehr befreiend wirken kann. Am Ende der Übung, die Blätter fortwerfen oder verbrennen.
Viele Trauernde fühlen sich verlassen und einsam. Um weiterzumachen, müssen wir Trost finden. Wir können Dinge aufschreiben, die uns ganz persönlich trösten und dann verschiedene dieser Möglichkeiten umsetzen.
Wie können wir mit Trauernden umgehen?
Wir können viel tun, indem wir dem Trauernden signalisieren, dass der Schmerz, die Gefühle und Tränen für in Ordnung sind – und das unabhängig davon, wie weit der tatsächliche Verlust zurück liegt. Wir sollten nicht versuchen, mit Ablenkung oder Aufmunterung den anderen aus seiner Trauer holen zu wollen, sondern den Schmerz des anderen akzeptieren. Wir müssen dabei für uns selbst sehen, wie viel Auseinandersetzung wir mit der Trauer eines anderen Menschen aushalten können.
Fragen, die wir uns stellen könnten..
Welchen Platz gebe ich dem Tod und dem Leben? Wenn ich in der Mitte stehe, wo stehen die Beiden dann? Was wäre für Beides ein Symbol, dass ich wählen würde? Welche physiologischen Reaktionen verspüre ich wo, wenn ich an den Tod denke? Wenn diese Reaktionen sprechen könnten, was würden Sie mir sagen wollen? .. |
„Ich bin Millionen Jahre tot gewesen vor meiner Geburt und habe nicht darunter gelitten“ (Mark Twain)