Heuristik bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen (unvollständigen Informationen) und wenig Zeit dennoch zu wahrscheinlichen Aussagen oder praktikablen Lösungen zu kommen.

Eine Urteilsheuristik ist eine Heuristik (überschlägige Denkweise), um schnell zu einer Entscheidung zu gelangen. Aus Sicht der Kognitionspsychologie stellen Urteilsheuristiken Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung, und zwar nicht nur dann, wenn die Situation auf Grund fehlender Informationen schwer einschätzbar ist, sondern auch, wenn die Lagebeurteilung aus Zeit- oder Motivationsmangel unvollständig ist.

Urteilsheuristiken gehören zu den automatischen Denkprozessen und laufen daher unbewusst, absichtslos, unwillkürlich und mühelos ab. Diese Art zu denken wird nur unterbrochen und von kontrolliertem Denken abgelöst, wenn der Gegenstand überschwellig starke Aufmerksamkeit erregt. Kontrolliertes Denken ist das bewusste, absichtliche, freiwillige, aufwändige Denken. Außerdem werden Urteilsheuristiken eingesetzt, wenn man kontrolliert denken möchte, aber wegen Übermüdung, Störung, Ablenkung und Ähnlichem nicht dazu in der Lage ist.

Verfügbarkeitsheuristik
Sie ersetzt die schwierige Frage nach der Häufigkeit eines Ereignisses oder dem Umfang einer Kategorie durch die einfachere Frage, wie leicht es fällt, sich an passende Beispiele zu erinnern. Zwei häufige Ursachen dafür, dass Beispiele leicht verfügbar sind und so zu einem systematischen Fehler führen, sind eigene Erlebnisse sowie Berichte in den Massenmedien.

Repräsentativitätsheuristik
Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen werden danach bewertet, wie genau sie bestimmten Prototypen entsprechen. Bsp. die Basisratenvernachlässigung, d. h. die Überschätzung der bedingten Wahrscheinlichkeit von Ereignissen mit niedriger Basisrate.

Ankerheuristik
Menschen werden bei bewusst gewählten Werten von momentan vorhandenen Umgebungsinformationen beeinflusst werden, ohne dass ihnen dieser Einfluss bewusst wird. Die Umgebungsinformationen haben Einfluss selbst dann, wenn sie für die Entscheidung eigentlich irrelevant sind, orientiert sich also an einem willkürlichen “Anker”. Die Folge ist eine systematische Verzerrung in Richtung des Ankers. Anker können auf zwei Weisen wirken: Als unbewusste Suggestion aktiviert der Anker zu ihm passende Assoziationen, welche im Anschluss die Urteilsfindung beeinflussen, also über den Mechanismus des Priming (Bahnung). Oder, der Anker liefert den Ausgangspunkt oder Startwert für einen bewussten Gedankengang, der zu einem rational begründeten Urteil führen soll (adjustment).

Siehe auch „Unser Denken – ein Modell mit zwei Systemen