Kommunikation in der soziologischen Systemtheorie nach Niklas Luhmann besteht nicht aus zwei, sondern drei Aktionen (1) Selektion der Information, (2) Selektion der Mitteilung und (3) Selektion der Annahme, des Verstehens. Jede Komponente im Kommunikationsprozess ist für sich völlig kontingent, d.h. alles ist so, aber auch anders möglich (Selektionen sind beliebig).
Kommunikation ist eine Einheit, die Mitteilen, Information und Verstehen auf mehreren Seiten einschließt. Kommunikation beginnt deshalb logisch mit dem Verstehen und nicht, wie oft angenommen wird, mit einer Mitteilung.
Information wird durch einen Beobachter konstruiert. Erst durch einen selektiven Akt der Aufmerksamkeit und Zuschreibung von Bedeutung wird etwas zur Information gemacht. Ein Beobachter trifft eine Unterscheidung; kreiert eine Differenz zwischen dem, was er als Information ansieht, und allem anderen.
Eine Mitteilung ist also immer eine Selektion: eine Entscheidung für eine bestimmte Information, gegen eine andere mögliche; für bestimmte inhaltliche Sinnvorschläge und formale Darstellungsweisen, gegen andere mögliche.
Die dritte Selektion bedeutet: verstehen, dass es sich um eine Mitteilung handelt; nicht: richtig verstehen, welchen Inhalt einem jemand mitteilt bzw. welchen Sinnvorschlag jemand macht.
Nicht die Mitteilungsabsicht eines Senders, sondern die Interpretation als Mitteilung durch einen Empfänger entscheidet darüber, ob Kommunikation vorliegt oder nicht.
Damit ist die Sender-Dominanz überwunden.
Eine erfolgreiche inhaltliche Verständigung ist keineswegs das Ziel von Kommunikation. Kommunikation ist nicht auf Konsens ausgelegt, auch nicht auf Dissens; Kommunikation ist Differenz. “Kommunikation hat keinen Zweck. Sie geschieht, oder geschieht nicht – das ist alles was man dazu sagen kann.” Erfolgreiche Kommunikation ist fortgesetzte Kommunikation; Kommunikation ist erfolgreich, wenn sie erfolgt und weiter erfolgt.