Geschichten haben die Tendenz, die ‚ja-aber‘ Struktur klassischer Beratungsgespräche zu umgehen. Auf eine Erzählung lässt sich weitaus schwerer antworten. Das Reden in Geschichten, die die reale Situation stellvertreten, bewahrt dem Gespräch Leichtigkeit und Humor.

Suggestive Geschichten wenden sich an unbewusste Lösungsinstanzen. Therapeutische Geschichten haben oft einen offenen Charakter: Angeboten wird nicht eine klar definierte Antwort, sondern eine Lösungsstrategie oder eine Suchhaltung.

Das Vorgehen des Einsatzes von therapeutischen Geschichten ist geprägt durch Milton Erickson, der in seinen späten Jahren seinen Klienten und Seminarteilnehmern vor allem Geschichten erzählt und inszeniert hat (ferner unter anderem durch die Arbeiten von Paul Watzlawick und Maria Selvini Palazzoli).

Die Methode des Erzählens von Geschichten scheint lange vergessen worden zu sein, obwohl sie sich seit Jahrtausenden über Kulturgrenzen hinweg bewährt hat. Als es noch keine Therapeuten gab, gab es Weise, die um Rat gebeten wurden (Rabbiner, Propheten, Pfarrer, Gurus, Heilkundige, Medizinmänner, Seher, Philosophen etc.).

Die Urform aller therapeutischer Geschichten ist der Traum. Das ‚Kino in unserem Kopf‘ hilft uns Eindrücke zu verarbeiten, Belastungen zu reduzieren, Ziele zu klären, mögliche Impulse zu setzen für den Weg, den wir dann schließlich wählen.

Therapeutische Geschichten sind gelenkte Träume. Der Traum ist die Sprache des Unterbewussten. Das Kognitive und Analytische sind für das Unterbewusstsein Fremdsprachen. In unserer westlich geprägten Kultur scheint eine kognitiv orientierte Sprache zu unserer Grundsprache geworden zu sein.

Träume und Geschichten sind eins. Geschichten lassen sich in Metaphern und Beispielgeschichten einteilen, wobei sich beide Gruppen in Positivmodelle, Negativmodelle und Suchmodelle untergliedern lassen.

(Eigener Extrakt aus ‚Handbuch des therapeutischen Erzählens‚, von Stefan Hammel, siehe ‚Storytelling als Methode‘)