Eigener Extrakt aus dem Buch ‚Schnelles Denken, langsames Denken‘ (‚Thinking, Fast and Slow‘). Ein Buch von Daniel Kahneman, dass seine oft gemeinsam mit Amos Tversky durchgeführten Forschungen aus mehreren Jahrzehnten zusammenfasst. Daniel Kahneman ist ein israelisch-US-amerikanischer Psychologe und emeritierter Hochschullehrer, der 2002 mit Vernon L. Smith den Wirtschafts-Nobelpreis erhielt.
Stellen Sie sich vor, unser Denken wird von diesen zwei kognitiven Systemen gestaltet..
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System1
– Ich beurteile permanent verschiedene Aspekte (ohne bestimmte Absicht)
– Ich erstelle ein Modell unserer persönlichen Welt, und erhalte es aufrecht
– Ich bestimme unsere Interpretation der Gegenwart und unsere Zukunftserwartungen
– Ich bin eine Assoziationsmaschine und durchsuche spontan unser assoziatives Gedächtnis , dabei will ich kohärente und kausale Geschichten herstellen
– Ich schließe auf Ursachen und Absichten und erfindet beide
– Ich greife nur auf ‚aktive‚ d.h. gerade verfügbare Informationen zu (und blende fehlende Informationen aus)
– Ich unterdrückte Zweifel
– Ich arbeitete automatisch , schnell , weitgehend mühelos und ohne willentliche Steuerung (Du kannst mich nicht willentlich abstellen)
System2
– Ich überwache und kontrolliere von System1 vorgeschlagene Gedanken, aber ich bin faul und bringe nur absolut notwendige Mühen auf
– Ich lenke Aufmerksamkeit auf die anstrengenden mentalen Aktivitäten -komplexe Berechnungen, unserer Selbstkontrolle etc.
– Ich kann unser Denken so programmieren, dass es Anweisungen gehorcht, und übliche Reaktionen außer Kraft setzt
– Ich nehme Fragen entgegen und erzeuge sie
– Ich arbeite langsam, bin mit Anstrengung verbunden und zu ineffizient bei Routine Entscheidungen
– Nicht zu Glauben ist eine meiner System-Funktionen
– Die Suche nach bestätigenden Hinweisen ist eine meiner System-Funktionen
– Selbstkritik ist einer meiner System-Funktionen
Unser Zusammenspiel
– Wenn System2 unsere Kapazität auslastet, bekommt System1 nur wenig Zeit zugeteilt und wird blind für Stimuli
– Ist System1 in Schwierigkeiten fordert es eine spezifische Verarbeitung von System2 an
– In Notlagen übernimmt System1 (höchste Priorität für Selbstschutz)
– Ein aktives, nach Kohärenz strebendes System1 schlägt einem anspruchslosen System2 Lösungen vor, d.h. die Bestätigungstendenz von System1 begünstigt die unkritische Annahme von Vorschlägen und überzeichnet die Wahrscheinlichkeit von extremen (unwahrscheinlichen) Ereignissen
– System1 erzeugt Eindrücke, Gefühle und Neigungen, die, unterstützt von System2 zu Überzeugungen, Einstellungen und Intentionen werden
– Abrufleichtigkeit ist eine System1-Heuristik, die durch einen Inhaltsfokus ersetzt wird, wenn System2 stärker beansprucht wird
Unsere Natur
– Die Arbeitsteilung von System1 und 2 ist höchst effizient: min. Aufwand bei hoher Leistung
– Gibt es mehrere Wege wird der Weg mit dem geringsten Aufwand genommen
– Wiederholte Erfahrungen, eine klare Darstellung, eine geprimte Vorstellung, gute Laune führen zu kognitivere Leichtigkeit mit den Folgen: es fühlt sich vertraut an, erscheint wahr, fühlt sich gut an, erscheint mühelos
– Voreilige Schlussfolgerungen sind effizient, wenn sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu treffen und die Kosten eines gelegentlichen Fehlers akzeptabel sind, aber riskant, wenn die Situation unbekannt ist, viel auf dem Spiel steht und keine Zeit ist zusätzliche Informationen zu sammeln
– Unser WYSIATI Prinzip (what-you-see-is-all-there-is) erleichtert Kohärenz und kognitive Leichtigkeit. WYSIATI erklärt viele Urteils-und Entscheidungsfehler, Selbstüberschätzung, Framing Effekte, Basisratenfehler
– Die Verfügbarkeitsheuristik ist gleicher als andere Heuristiken, Ideen werden nach der ‚Flüssigkeit‚ und emotionalen Färbung beurteilt, mit der diese aus dem Gedächtnis abgerufen wird
– Wir haben intuitive Gefühle und Meinungen über fast alles
– Wenn eine befriedigende Antwort auf eine schwierige Frage nicht gefunden wird ,beantworten wir einfach statt dessen eine leichtere Frage (Ersetzung, Bsp. Affektheuristik -statt der Frage wird beantwortet ‚Welche Gefühle weckt das in mir?‚ die Affektheuristik vereinfacht unser Leben, indem sie eine Welt erschafft, die viel geordneter als die Wirklichkeit ist)
– Glaube an das Gesetz der kleinen Zahlen: Menschen schenken dem Stichprobenumfang keine hinreichende Beachtung, d.h. wir schenken dem Inhalt mehr Beachtung als der Information über ihre Zuverlässigkeit
– Wir suchen unwillkürlich überall nach Mustern und glauben fest an eine kohärente Welt, in der Regelmäßigkeiten nicht zufällig auftreten
– Regression zum Mittelwert wird kaum verstanden: Korrelation wird mit Kausalität verwechselt
– Intuitive Vorhersagen basieren oft auf Selbstüberschätzungen und sind daher zu extrem
– Wir beschwindeln uns selbst, in dem wir fadenscheinige Berichte über die Vergangenheit konstruieren und sie für wahr halten
– Unser Gehirn beschäftigt sich nicht mit Nicht-Ereignissen, d.h. wichtige Ereignisse auf Basis von Entscheidungen verleiten uns Können und Geschick über zu bewerten und den Anteil von Glück zu unterschätzen
– Unsere beinahe unbegrenzte Fähigkeit unsere eigene Unwissenheit zu ignorieren, gibt uns die beruhigende Überzeugung, dass die Welt einen Sinn hat
– Unsere Fähigkeit geänderte Überzeugungen aus vergangenen Wissenszuständen zu rekonstruieren, ist mangelhaft, d.h. sobald man sich eine neue Sicht der Welt zu eigen macht, verliert man überwiegend die Fähigkeit, sich an das zu erinnern, was man glaubte, bevor man sein Einstellung änderte dadurch unterschätzen wir auch das Ausmaß in dem wir durch Ereignisse überrascht wurden
– Rückschaufehler veranlassen dazu nicht die Güte der Entscheidungsfindung zu beurteilen, sondern ausschließlich daran ob das Ergebnis positiv oder negativ war
– Die Illusion man hätte die Vergangenheit verstanden, nährt die weitere Illusion man könne die Zukunft vorhersagen und kontrollieren
– Wir haben ein Bedürfnis nach der beruhigenden Botschaft, dass Handlungen die gewünschten Folgen haben und Klugheit/Mut von Erfolg gekrönt werden
– Der Irrglaube einen ‚guten Riecher‚ zu haben ist die Kompetenzillusion: Experten zeigten eine schlechtere Leistung als eine Gleichgewichtung der Wahrscheinlichkeit gebracht hätte d.h. Experten erstellen schlechtere Vorhersagen als Dartpfeile werfende Affen. Experten geben nur widerwillig zu sich geirrt zu haben, haben eine Menge Ausreden parat (z.B. fast richtig, nur zeitlich verfehlt..) und sind geblendet von ihrer Brillanz: sie hassen es danebenzuliegen
– Die Ablehnung gegen Entscheidungen von Algorithmen resultiert aus der Präferenz vieler Menschen für das Natürliche und gegen das Künstliche
– Statistische Informationen werden ausgesondert, wenn sie mit persönlichen Eindrücken unvereinbar sind: Im Wettstreit mit der Innensicht hat die Außensicht keine Chance
Schnelles Denken, langsames Denken, von Daniel Kahneman